Stichwort

Wer Fitness sucht, passt sich an

Turnübungen für Fernseher: Philipp Jelinek in der ORF-Sendung „Fit mit Philipp“.
Turnübungen für Fernseher: Philipp Jelinek in der ORF-Sendung „Fit mit Philipp“.APA / ORF / Hans Leitner
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Seit die Nähe des ORF-Vorturners Philipp Jelinek zu H. C. Strache bekannt geworden ist, redet man in Österreich noch mehr über Fitness. Und erinnert sich daran: Für Darwin bedeutete es noch primär Anpassung.

Wie heißt Ihr Fitnessgerät? Diese diskrete Frage können manche mit „Darwin“ beantworten, es gibt wirklich eine Firma namens „Darwin Fitness“ (mit Sitz in Schleswig), die Hantelbänke, Ergometer etc. herstellt. „This fits well“, werden Briten dazu sagen: Das passt gut. Denn nicht nur studierte Biologen verbinden das Wort Fitness (auch) mit Darwin.

Natürlich verwendete dieser in seiner „Origin of Species“ oft das bereits seit dem Mittelenglischen bekannte Adjektiv „fit“ (in der Bedeutung „geeignet“, „angepasst“) und zweimal das Substantiv Fitness (etwa für einen Vogelschnabel, der zum Sieben geeignet sei). Die berühmte Wendung „Survival of the Fittest“ nahm er aber erst in der fünften Auflage auf – und schrieb sie korrekt dem Philosophen Herbert Spencer zu, einem frühen Verfechter seiner Evolutionstheorie. Beide meinten damit, dass Individuen umso eher überleben – und sich (und damit ihre Eigenschaften) umso besser fortpflanzen –, je fitter, also je angepasster sie sind.

Angepasst an wen oder was? An die jeweilige Umwelt. Wenn es in dieser auf Klugheit ankommt, sind die Klugen im Vorteil; wenn Kraft zählt, punkten die Muskulösen. Wenn die Wikipedia Fitness als „Vermögen, im Alltag leistungsfähig zu sein und Belastungen eher standzuhalten“ definiert, fasst sie beides – und einiges mehr, etwa Ausdauer – zusammen. Im britischen Slang kann fit auch so viel wie unser „fesch“ bedeuten, etwa in „Fit But You Know It“ von The Streets. Man kann sich natürlich auch an politische Machtverhältnisse anpassen, etwa wenn man einen Politiker mit Nähe zum ORF kennt und gern eine Sendung dort hätte.

Oft wird freilich die Wortbedeutung auf physische Fitness eingeschränkt, das ist wohl auch der Grund dafür, dass die Häufigkeit laut Online-Wörterbuch etymonline.com um 1980 kräftig anstieg und seither auf hohem Niveau bleibt. Als frühe Propagandistin dieses Trends kennt man Jane Fonda, die 1980 ihr erstes Workout-Video herausbrachte; eher vergessen ist der Schweizer Kunstturner Jakob Günthard, der schon 1974 in der Sendung „Fit mit Jack“ aktiv war. Über Turnübungen Charles Darwins ist uns nichts bekannt, immerhin soll er dreimal am Tag spaziergegangen sein. Das Philipp Jelinek zu empfehlen, würde wohl als boshaft verstanden.

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