Luftfahrt

Auch Dreamliner soll Mängel haben: Krise bei Boeing spitzt sich zu

Boeing soll Qualitätsmängel bei seinem Vorzeigejet 787 Dreamliner in Kauf genommen haben, um Produktionsengpässe zu vermeiden.
Boeing soll Qualitätsmängel bei seinem Vorzeigejet 787 Dreamliner in Kauf genommen haben, um Produktionsengpässe zu vermeiden.APA / AFP / Logan Cyrus
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Beim Zusammenfügen von Teilen des Vorzeigemodells 787 Dreamliner soll es zu falschen Messungen gekommen sein, erklärte ein langjähriger Boeing-Mitarbeiter. Die von ihm beschriebenen Probleme könnten die Lebensdauer des Flugzeugs „dramatisch“ verkürzen.

Boeing soll Qualitätsmängel bei seinem Vorzeigejet 787 Dreamliner in Kauf genommen haben, um Produktionsengpässe zu vermeiden. Damit spitzt sich die Vertrauenskrise bei dem US-Flugzeugbauer und Airbus-Konkurrent weiter zu. Beim Zusammenfügen von Flugzeugsegmenten soll es zu falschen Messungen gekommen sein, erklärte der langjährige Boeing-Mitarbeiter Sam Salehpour am Dienstag.

Diese Lücken seien dann gefüllt worden, ein Montageprozess, der im Verbundwerkstoff der Rumpfsegmente zu „erheblichen Ermüdungserscheinungen“ führen könne. Die strukturelle Integrität von mehr als 1000 in Betrieb befindlichen Flugzeugen könnte beeinträchtigt sein. Salehpour arbeitete nach Angaben seiner Anwälte von 2020 bis Anfang 2022 an der 787. Die von ihm beschriebenen Probleme könnten „die Lebensdauer des Flugzeugs dramatisch verkürzen“, hieß es. „In einer Wahnsinnseile, den Rückstand bei den Flugzeugen aufzuholen und sie ausliefern zu können, hat Boeing die eigenen technischen Anforderungen nicht befolgt“, erklärte der Ingenieur in einer Telefonkonferenz mit Reportern und seinen Anwälten von der Washingtoner Kanzlei Katz Banks Kumin.

In einer „Wahnsinnseile“, den Rückstand bei den Flugzeugen aufzuholen und sie ausliefern zu können, habe Boeing die eigenen technischen Anforderungen nicht befolgt, erklärte der Ingenieur und ehemalige Boeing-Mitarbeiter Sam Salehpour am Dienstag.
In einer „Wahnsinnseile“, den Rückstand bei den Flugzeugen aufzuholen und sie ausliefern zu können, habe Boeing die eigenen technischen Anforderungen nicht befolgt, erklärte der Ingenieur und ehemalige Boeing-Mitarbeiter Sam Salehpour am Dienstag.APA / AFP / Logan Cyrus

Boeing bestreitet Vorwürfe

Boeing bestreitet die Vorwürfe. Das Unternehmen wies darauf hin, die Auslieferungen der 787 für fast zwei Jahre unter strenger Aufsicht der US-Luftfahrtbehörde FAA gestoppt zu haben, nachdem es eine Reihe von winzigen strukturellen Mängeln in den Verbindungsstellen gefunden hatte, an denen Kohlefaserteile miteinander verschraubt sind. „Die Behauptungen über die strukturelle Integrität der 787 sind unzutreffend und spiegeln nicht die umfassende Arbeit wider, die Boeing geleistet hat, um die Qualität und langfristige Sicherheit des Flugzeugs zu gewährleisten“, teilte der Flugzeughersteller in Bezug auf die Vorwürfe mit, über die die New York Times am Dienstag berichtet hatte. Die Ingenieure des Unternehmens sein dabei, „eine umfassende Analyse durchzuführen, um unter Aufsicht der FAA die erforderlichen langfristigen Inspektionen und Wartungsarbeiten zu bestimmen“, so Boeing.

Am 5. Januar war ein Rumpfteil einer fast neuen Boeing 737 Max 9 kurz nach dem Start weggebrochen. Angesichts dessen wurde die 737-Produktion gedrosselt. Sie findet nun unter strenger Aufsicht der FAA statt. Die Vorwürfe des ehemaligen Boeing-Ingenieurs rücken indessen nun auch den Dreamliner ins Rampenlicht, der für Boeing eine wichtige Einnahmequelle ist. Der scheidende Boeing-Chef Dave Calhoun soll am 17. April vor einem Unterausschuss des US-Senators auftreten. Dabei soll es um die Sicherheitskultur des Konzerns gehen, wie Senator Richard Blumenthal, ein Demokrat aus Connecticut, sagte.  Calhoun kündigte letzten Monat an, sich zum Jahresende von der Konzernspitze zurückzuziehen. Auf den Vorfall vom 5. Januar reagierte Boeing mit einem größeren Umbau des Managements.

Die Boeing-Aktie fiel am Dienstag um 1,9 Prozent. Seit Jahresbeginn hat sie fast ein Drittel an Wert verloren und ist damit Schlusslicht im US-Börsenbarometer Dow Jones Industrial Average. (Bloomberg)

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