Ukraine-Krieg

Russland will britische Spezialeinheit bei Fronteinsatz ertappt haben

Britischer Schafschütze auf einem Übungsgelände in Polen. (Symolbild)
Britischer Schafschütze auf einem Übungsgelände in Polen. (Symolbild)APA / AFP / Wojtek Radwanski
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Bei einem Infiltrationsversuch an der russisch besetzten Küste der Ukraine waren laut russischem Geheimdienst FSB Soldaten des sagenumwitterten Special Boat Service beteiligt.

Moskau/Kiew/London. Russland will Beweise für eine direkte Teilnahme britischer Militärs in eine ukrainische Operation im Vorfeld der Halbinsel Krim haben. Das gab am Donnerstag der Geheimdienst FSB (der direkte Nachfolger des KGB zu Sowjetzeiten) in Moskau bekannt. Die Angaben sind vorerst unüberprüfbar, eine Reaktion aus London steht noch aus.

Dem FSB zufolge sei kürzlich eine Landeaktion ukrainischer Aufklärer und Saboteure auf der Tendra-Nehrung gescheitert. Das ist eine etwa 65 Kilometer lange, bis zu zwei Kilometer breite und unbewohnte Sandinsel vor der ukrainischen Küste südlich der Dnipro-Mündung bei Cherson.

Bei dieser Landungsaktion, die gescheitert sei, waren demnach auch Soldaten des britischen Special Boat Service beteiligt. Ein ukrainischer Offizier sei in Gefangenschaft geraten. Weitere Details gab es nicht. Die nähere Betrachtung eines dazu publizierten Videos sowie andere Quellen legen alledings nahe, dass an der Aktion selbst keine Briten teilnahmen, sondern höchstens an deren Planung und Ausrüstung.

Auf Tendra gibt es Beobachtungsposten und wohl auch Flugabwehreinheiten der Russen. Die schmale, praktisch baum- und schutzlose Sandinsel könnte für Operationen auf dem Festland in der Region Cherson und damit im Raum des westlichen bzw. nördlichen Vorfeldes der Krim bedeutsam sein.

Wurzeln im Zweiten Weltkrieg

Der SBS ist eine Spezialeinheit der Royal Navy und der Marineinfanterie (Royal Marines) beigeordnet. Ihre Vorläufer datieren auf 1940, der heutige Name auf 1987. Sie ist eine Parallele zum bekannteren Special Air Service (SAS), aber kleiner, wobei das nur ungefähr schätzbar ist, weil die Einheit und alle Vorgänge darin hochgradig geheim sind. Es dürfte sich samt Unterstützungskräften um 200 bis 300 Mann handeln. Die Ausbildung ist beinhart, die Leute sind auf Schwimmen, Tauchen, Fallschirmspringen, Einsickern ins Küstenland, in Häfen, auf Schiffe etc., auf Sabotage, Entführungen, Attentate, Geiselbefreiungen und Aufklärung spezialisiert, typischerweise mit einer Verbindung des Einsatzes mit Gewässern.

Laut russischem Geheimdienst stelle eine Teilnahm des SBS eine direkte Verwicklung Großbritanniens in den Konflikt dar. Der beim Gegner gefürchtete Special Boat Service kam etwa im Koreakrieg, im Falklandkrieg 1982, bei der Irak-Invasion 2003 und auch im meeresfernen Afghanistan zum Einsatz.

Präsenz von Spezialeinheiten bekannt

Die westlichen Verbündeten der Nato haben eine direkte Teilnahme von Militärpersonal am Ukraine-Krieg bisher dementiert und eine solche zumindest im größerem Umfang und in Frontnähe ausgeschlossen. Allerdings gibt es einerseits eine langjährige Zusammenarbeit der Ukraine mit der Royal Navy und dem SBS; und dass kleine Zahlen ausländischer Spezialkräfte zumindest im ukrainischen Hinterland aktiv sind, gilt als offenes Geheimnis, siehe die Geschichte unten. (wg)

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