Sie sind ausgelaugt. Sie haben die Männer verlassen. Um ihren Protest öffentlich zu machen, legen sich die Frauen stumm auf die Straßen. Mareike Fallwickl entwirft in ihrem Roman „Und alle so still“ ein erschreckendes Szenario.
Die Idee: Die Frauen streiken bzw. sie hören einfach auf mit dem, was sie immer tun: ihrer Erwerbsarbeit nachgehen, den Haushalt versorgen, ihre Männer in welcher Weise auch immer zufriedenstellen. Das bezieht auch das Sexualleben mit ein, wie bei Aristophanes’ Komödie „Lysistrata“ verweigern sich die Frauen ihren Männern. Bei Aristophanes sollen die Männer dadurch gezwungen werden, den jahrelangen Krieg zwischen Athen und Sparta endlich zu beenden – die Frauen beider Kriegsparteien verbünden sich. In Mareike Fallwickls neuem Roman „Und alle so still“ ist es grundlegender: Die Frauen können nicht mehr, sie sind total ausgebrannt von der unbezahlten oder auch nur schlecht bezahlten Care-Arbeit, die in unserer kapitalistisch-hörigen Welt inzwischen zu einem beinharten Geschäft geworden ist, in dem alle Beteiligten (außer die Investoren, die ihre Aktienpakete zählen) nur verlieren können.
Gefängnisse gehen über
Die Frauen sind nun einfach nicht mehr da. Sie tun sich zusammen, leben gemeinsam mit ihren Kindern und anderen Frauen in Häusern und großen Wohnungen auf Matratzenlagern. Um ihren Protest auch öffentlich zu machen, legen sie sich stumm auf die Straßen, vor neuralgischen Punkten, immerhin nicht angeklebt, wie ein zunächst ratloser Polizist konstatieren wird. Allerdings lässt die Staatsgewalt sich das nicht lange bieten, die Frauen werden weggetragen – mit all den gewaltsamen Übergriffen, die dabei „passieren“ – und eingesperrt, die Gefängnisse gehen bald über, neue Gesetze werden beschlossen; die „Arbeitsniederlegung“ wird zu einem Delikt, das streng geahndet wird.