Bericht

Unterwasser-Infrastruktur: Sicherheit von einer Milliarde Menschen in Gefahr

Ein Schiff der finnischen Küstenwache im Bereich der zerstörten Gaspipeline Balticconnector im vergangenen Oktober.
Ein Schiff der finnischen Küstenwache im Bereich der zerstörten Gaspipeline Balticconnector im vergangenen Oktober. Reuters / Lehtikuva
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Nato-Vizeadmiral warnt im „Guardian“ vor hybrider Kriegsführung der Russen am Meeresboden: „Wir wissen, welche Werkzeuge sie entwickeln.“ Die Kabel und Pipelines dort seien für Angriffe nicht ausgelegt.

Das Nervensystem der Welt führt über den Boden der Weltmeere. Und es ist in Gefahr. „Wir wissen, dass die Russen einige Werkzeuge zur hybriden Kriegsführung unter der Meeresoberfläche entwickelt haben, um die europäische Wirtschaft durcheinanderzubringen“, warnt Didier Maleterre, der stellvertretende Kommandant des Nato-Marinehauptquartiers Marcom, im „Guardian“. Als mögliche Ziele nennt der Vizeadmiral Pipelines, Stromleitungen und Internetkabel. Wobei grundsätzlich gilt: „Alle Wirtschaftselemente unter Wasser sind in Gefahr.“ Darüber hinaus seien auch Offshore-Windparks bedroht.

Ein Hauptproblem nach Angaben von Maleterre: Die Unterwasser-Infrastruktur wurde nicht darauf ausgelegt, „hybriden Angriffen“ standzuhalten. Eine militärische Bedrohung hatten die privaten Verleger der Kabel und Pipelines auf dem Meeresboden nicht auf dem Zettel: „Die Firmen ahnten nicht, wie schnell sich die hybride Kriegsführung auf diesem Gebiet entwickeln würde.“

Die zerstörte Gaspipeline Balticconnector. Eine Spur führt zum Anker eines chinesischen Handelsschiffs. Aber geklärt ist der Fall nicht.
Die zerstörte Gaspipeline Balticconnector. Eine Spur führt zum Anker eines chinesischen Handelsschiffs. Aber geklärt ist der Fall nicht.Reuters / Finnish Border Guard

Das Problem sei mittlerweile erkannt. „Um das ganz klar zu sagen: Wir wissen, was die Russen in dieser Hinsicht alles entwickelt haben, bis hin zu nuklearbetriebenen U-Booten“, sagte Maleterre dem „Guardian“. Die Nato-Staaten würden mittlerweile zusammenhelfen, um sich gegen die Gefahr zu wappnen.

Die Nato zeigt auch Präsenz. Sie patrouilliert die Meere ständig mit „mehr als 100 Schiffen und U-Booten“. Denn der Schutz der Unterwasser-Infrastruktur sei eine Frage der Sicherheit für knapp eine Milliarde Menschen, die in den Nato-Staaten leben.

Die Pipeline-Zwischenfälle

Die Verwundbarkeiten der Unterwasser-Infrastruktur führte der Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines im Herbst 2022 genauso vor Augen wie ein Zwischenfall um den Balticconnector, eine Pipeline zwischen Estland und Finnland. Beide Fälle wurden bisher nicht restlos aufgeklärt. Mit Blick auf Nord Stream stellten Schweden und Finnland ihre Ermittlungen ein.

Illusionen gibt man sich bei der Nato nicht hin. 100-prozentige Sicherheit wird es auch in Zukunft nicht geben, jeder Zentimeter Unterwasser-Infrastruktur lasse sich nicht überwachen, auch wenn viele Staaten, darunter etwa Norwegen, Schweden und Dänemark, Unterwasserdrohnen und Sensoren entwickelt haben, um rasch verdächtige Bewegungen aufzuspüren. (red.)

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