Innsbruck-Wahl

Van Staa: Wie ÖVP mit Anzengruber umging, war „schwerer Fehler“

Der frühere Tiroler Landeshauptmann Herwig Van Staa
Der frühere Tiroler Landeshauptmann Herwig Van Staa(c) APA / Robert Parigger
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Der frühere ÖVP-Landeshauptmann kritisiert einmal mehr, dass Tursky Anzengruber als Spitzenkandidat vorgezogen wurde. Eine Mitte-Rechts-Koalition mit nur 21 Mandaten wäre eine „fragwürdige Konstellation“.

Nach der schweren Wahlniederlage des bürgerlichen Bündnisses „das Neue Innsbruck“ von Florian Tursky hat der frühere Tiroler ÖVP-Landeshauptmann und Ex-Innsbrucker Stadtchef Herwig Van Staa Kritik an den ÖVP-Verantwortlichen durchklingen lassen. Und zwar wegen des Umgangs mit dem früheren schwarzen Vizebürgermeister Johannes Anzengruber, der es in die Stichwahl schaffte. Dieser sei „ein schwerer Fehler“ gewesen, sagte Van Staa am Dienstag.

Die Tiroler Politlegende spielte dabei auf den Ausschluss Anzengrubers aus Partei und Fraktion im Zuge von schweren Turbulenzen im vergangenen Spätherbst an. Er habe diese Vorgangsweise damals „nicht verstanden und auch nicht goutiert“ und dies auch intern geäußert, so Van Staa. Das Ganze sei auch „statutarisch eine umstrittene Sache“ gewesen, meinte der frühere Landeshauptmann und Tiroler ÖVP-Chef. Er wolle aber niemandem direkt Schuldzuweisungen machen, betonte der 81-Jährige, der selbst im Jahr 1994 mit der von ihm gegründeten Liste „Für Innsbruck“ gegen den damaligen ÖVP-Bürgermeister Romuald Niescher bei der Wahl angetreten war. Es gelte jetzt einfach „aus Fehlern zu lernen.“

Generell habe er die „Querelen im Vorfeld“ in keiner Weise „goutiert“, spielte Van Staa auch auf die damals laut gewordenen Vorwürfe gegen Anzengruber wegen der umstrittenen Verteilung von Freizeitkarten an, die zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen führte und die ebenfalls zum Bruch mit der ÖVP in Stadt und Land beitrug. Es gebe daran „nichts Vorwerfbares“, meinte Van Staa und zeigte sich nicht damit einverstanden, dass eben diese Vorwürfe laut wurden - aus welcher Ecke die auch immer gekommen seien.

Erfreut, „dass Anzengruber sehr gut abgeschnitten hat“

Anzengruber hatte vergangenes Jahr nicht akzeptieren wollen, dass die Partei Tursky und nicht ihn als Bürgermeisterkandidaten vorsah. Dass er offenbar den Inhalt einer vertraulichen Unterredung mit Landeshauptmann und ÖVP-Landesparteichef Anton Mattle öffentlich machte, brachte das Fass für die Schwarzen zum Überlaufen.

Der nunmehrige Stichwahl-Kandidat habe im ersten Durchgang jedenfalls ein „hervorragendes Ergebnis“ erzielt, lobte Van Staa, der Tursky im Wahlkampf unterstützte und symbolisch auch auf dessen Liste kandidierte. „Ich freue mich auch, dass Anzengruber sehr gut abgeschnitten hat“, erklärte der Altlandeshauptmann. Der frühere Almwirt sei „wie schon seine Mutter ein sehr guter Unternehmer“ und jedenfalls ein „ausgezeichneter Kandidat“ in der Stichwahl. Dessen Chance, gegen Bürgermeister Georg Willi (Grüne) zu siegen, schätze er mit „Fifty-Fifty“ ein, so Van Staa.

Das Abschneiden auf schwarzer Seite - das Tursky-Bündnis kam in Direkt- und Listenwahl nur auf jeweils knapp über zehn Prozent und weist nur mehr vier Mandate auf - sei hingegen eine „herbe Niederlage“ und ein „schmerzlicher Verlust.“ Er stehe aber dazu, Tursky unterstützt zu haben. Dieser sei ein sehr guter Kandidat gewesen, außerdem habe er dies auch in seiner Eigenschaft als früherer Landesparteiobmann getan, sagte Van Staa. Der Ex-Staatssekretär tue ihm leid, er finde es aber gut, dass sich dieser entschlossen habe, in der Stadtpolitik bzw. im Gemeinderat zu bleiben. Ebenso unterstütze er die Wahlempfehlung von schwarzer Seite für Anzengruber.

Regieren könnte erschwert werden

In puncto möglicher Koalitionen wollte sich Van Staa nicht konkret äußern. Doch: Eine mögliche Mitte-Rechts-Koalition aus Anzengruber, „das Neue Innsbruck“, FPÖ und der Liste Fritz wäre angesichts der „Situation“ im Gemeinderat „schon eine fragwürdige Konstellation“. Sie würde nämlich mit 21 von 40 Mandaten nur eine knappe Mehrheit aufweisen, was das Regieren sehr erschweren würde. Auf die Frage, welche Rolle die frühere Innsbrucker Bürgermeisterin und Tursky-Listenzweite Christine Oppitz-Plörer künftig spielen solle, antwortete Van Staa indes: „Sie ist eine von 40 Gemeinderäten. Da sind die Einflussmöglichkeiten überschaubar.“

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