Wissenschaft

Die Natur zahlt den Preis für Frieden

So wird im artenreichsten Regenwald der Erde Platz für Coca geschaffen Mit der Kettensäge.
So wird im artenreichsten Regenwald der Erde Platz für Coca geschaffen Mit der Kettensäge. Picturedesk / Raul Arboleda / AFP
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Seit in Kolumbien der jahrzehntelange Bürgerkrieg beendet ist, werden illegal großflächig Wälder gerodet, für Rinderzucht und den Anbau von Coca.

Kriege sind mörderisch nicht nur für Menschen, sondern auch für die belebte Natur, es zeigt sich derzeit in der Ukraine, die ihrer Artenvielfalt wegen als das „grüne Herz Europas“ galt und in der ganze Regionen nun verbrannt, zerschossen oder vergiftet sind, der zerstörte Staudamm in Nowa Kachowka führte es nur besonders drastisch vor Augen: Viele Ökosysteme sind auf lange Zeit ruiniert.

Allerdings können Kriege auch Segen für die Natur bringen, schon dort, wo man sich auf sie vorbereitet – Truppenübungsplätze sind Oasen, den in Allentsteig etwa haben Wölfe zur Wiederansiedelung genutzt –, oder wo sie eingefroren sind bzw. waren wie in dem „grünen Band“, der mit Stacheldraht und Ärgerem verbauten Grenze zwischen Ost und West, die sich im Kalten krieg durch halb Europa zog und für Menschen tabu war. Das waren auch riesige Urwälder in dem heißen Krieg, der in Kolumbien über 50 Jahre zwischen der Regierung und der Rebellengruppe FARC tobte und über 450.000 Menschenleben hostete, 2016 endlich wurde er beendet.

Das brachte auch Unbeabsichtigtes: Solange die Waffen sprachen, hatte die Natur ihren Frieden – man nannte es „gunpoint conservation“, Erhaltung mit vorgehaltener Waffe –, und seit der unter den Menschen herrscht, ist es für die Natur damit vorbei: In einem 500 Kilometer langen Streifen, an dem die Hänge der Anden in die Tiefländer Amazoniens übergehen, wird nun in rasantem Tempo abgeholzt.

An ihrem Ostrand brachten die Anden die höchste Biodiversität der Erde hervor.

Das könnte noch ärgere Folgen haben als andernorts, da diese Region mit der höchsten Biodiversität der Erde ausgestattet ist: In einem Hektar Wald gibt es so viele Baumarten – 300 – wie im ganzen Osten der USA. Und in den Flüssen tummeln sich 2200 Fischarten – in ganz Europa sind es 150 –, darunter höchst erstaunliche: Als Alexander von Humboldt die Artenvielfalt am Ostrand der Anden erkundete, fielen ihm auf Märkten Haie, Rochen und Sardinen auf, fangfrische weitab aller Küsten. – Sie haben sich an das Süßwasser angepasst, aber wie sind sie in die Oberläufe des Amazonas und seiner Zubringer geraten? Es gibt zwei Hypothesen, die eine hat der österreichische Biologe und Geologe Josef Friedhuber 2002 im Buch „Uramazonas. Fluss aus der Sahara“ verfochten: Er ging davon aus, dass Afrika und Amerika zum Urkontinent Gondwana gehörten und dort im heutigen Tschad ein Fluss entsprang, der sich 14.000 Kilometer nach Westen zog und seine Richtung in Amerika beibehielt, als die Plattentektonik die Kontinente auseinander schob. So floss er – mit Salzwasser – vom Atlantik bis zum Pazifik, bis dort die Anden – auch durch die Plattentektonik – aus dem Boden gehoben wurden, dann drehte er sich um.

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