Morgenglosse

AUA: Ein Drahtseilakt, der ins Auge gehen kann

AUA-Maschinen mussten in den vergangenen Wochen öfter am Boden bleiben, als es der Airline lieb war.
AUA-Maschinen mussten in den vergangenen Wochen öfter am Boden bleiben, als es der Airline lieb war.IMAGO
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Bei den Verhandlungen um mehr Lohn für das AUA-Bordpersonal rückt ein Kompromiss immer weiter in die Ferne. Für wen der Kampf gefochten wird, ist nicht mehr klar.

Die Sozialpartnerschaft ist eine einzigartige Errungenschaft, auf die man in Österreich stolz sein kann. So etwas gibt es in dieser Form nirgendwo sonst auf der Welt. Sie bringt Arbeitgeber und Arbeitnehmer regelmäßig an einen Tisch, um zum Beispiel kollektivvertragliche Lohnerhöhungen zu verhandeln. An oberster Stelle steht dabei: Kompromiss und Konfliktvermeidung. Manchmal mit ein wenig ritueller Show – das Würstel essen bei den Metallern –, manchmal geht es auch ernster zu und es gibt Betriebsversammlungen und Streik. Das ist seltener, aber auch das gehört dazu. Und es ist auch das gute Recht der Arbeitnehmer, in den Streik zu treten und für ihre Rechte und Forderungen einzustehen.

Doch bei den Verhandlungen um mehr Lohn für das fliegende Personal der Austrian Airlines (AUA) spielt die Gewerkschaft spätestens jetzt mit dem Feuer.

Zwar gehört es in so einem Konflikt dazu, dass Unternehmen, wenn der Abschluss zu hoch wird, mit Abzug und dergleichen drohen. Im Falle der AUA ist der Ton aber mittlerweile todernst. Anfang der Woche meldete die AUA das zweitschlechteste Ergebnis für ein erstes Jahresquartal in der Unternehmensgeschichte. Sie begründeten das nicht zuletzt mit den Auswirkungen der gewerkschaftlichen Maßnahmen. Einen schlanken Fuß bei der Konzernmutter in Frankfurt macht das nicht – den österreichischen Streit beobachtet man dort sehr genau.

War bei der AUA zu Beginn der Verhandlungen noch die Rede von geringeren Margen als erwartet, stellt man nun die Zukunft des Unternehmens grundsätzlich in Frage. Man werde sich „in den kommenden Tagen intensive Gedanken über die Zukunftsfähigkeit von Austrian machen“, schreibt das Unternehmen in einer Aussendung, nachdem das Ergebnis bekannt wurde. Auch die Aviationindustry Austria – der Dachverband der Luftfahrt äußerte sich zu den Verhandlungen, die weiter zu eskalieren scheinen: „Entgegen alle Vernunft hat die Gewerkschaft Vida nun erneut die Belegschaft dazu gebracht, einen für das Unternehmen Austrian Airlines gerade noch tragbaren KV-Abschluss abzulehnen.“

Kurzum: Irgendwann hat eiserne Härte bei den Forderungen nichts mehr mit Verhandlungstaktik zu tun. Und zwar dann, wenn es ein Unternehmen in ernsthafte Schieflage bringt, tausende Passagiere verärgert und einen nachhaltigen Image-Schaden anrichtet, der nur schwer wieder gut zu machen ist.

Und: Wenn ein Flugzeug nicht in der Luft ist, gibt es keine Arbeit, bei der man um mehr Gehalt kämpfen kann. Streicht die AUA Verbindungen und geht auf einen Schrumpfkurs, dann müssen auch Stellen gestrichen werden. Und das kann nicht im Interesse der Arbeitnehmervertretung sein. So wäre es mittlerweile wohl besser, wenn sich diese Seite wieder zurück auf den Boden begibt – und nicht noch mehr Flugzeuge.

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