Organigramm

Schatten-Geheimdienst: Egisto Ott rekrutierte im Kaffeehaus

Ein Beamter der Cobra, der bei der Festnahme von Egisto Ott zu Ostern im Einsatz war.
Ein Beamter der Cobra, der bei der Festnahme von Egisto Ott zu Ostern im Einsatz war.Die Presse / privat
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Der „Presse“ liegen Verschlussakten vor, die zeigen, wie fortgeschritten die Pläne für einen Schattengeheimdienst im Außenministerium waren. Sechs ranghohe Beamte, deren Namen auf einem Organigramm zu finden sind, konnte die „Presse“ erreichen. „Ich fühle mich mit meinem Namen missbraucht“, sagt einer der Beamten.

Auf dem Organigramm, das über den Untersuchungsausschuss zum „rot-blauen Machtmissbrauch“ den Weg an die Öffentlichkeit gefunden hat, finden sich die Namen von 15 Personen. Jeweils vier von ihnen waren, als das Dokument erstellt worden sein dürfte, im Bundeskriminalamt (BK), im ehemaligen Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) sowie im Verteidigungsministerium (BMLV) bzw. Heeresnachrichtenamt (HNaA) tätig. Jeweils einer stand auf der Payroll des Innenministeriums, des Landesamtes für Verfassungsschutzes und Terrorismusbekämpfung Wien (LVT) sowie der Landesverkehrsabteilung Wien (LVA).

„Loser, aber wiederkehrender Kontakt“ zu Egisto Ott

Wie die Namen all dieser Personen auf das Organigramm gekommen sind? „Die Presse“ hat mit sechs Personen gesprochen, die in den unterschiedlichen Referaten eine gewichtige Rolle spielen sollten. Rekrutiert wurden sie über unterschiedliche Wege. Einige von ihnen wurden von Egisto Ott angesprochen, weil sie den umtriebigen Polizisten einst kennengelernt und danach teilweise über Jahre hinweg beruflich oder privat „losen, aber wiederkehrenden Kontakt“ gehalten haben. Andere wiederum wurden von Martin Weiss angeworben, dem früheren Chef von Ott im BVT. Beide – sowohl Ott als auch Weiss – sollen für den Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek gearbeitet haben und stehen unter dem dringenden Verdacht, den österreichischen Geheimdienst unterwandert, illegal vertrauliche Informationen abgesaugt und diese weiter in Richtung Russland verkauft zu haben. Ott sitzt seit Ostern in Untersuchungshaft, Weiss lebt seit 2021 in Dubai und ist für die Behörden in Österreich nicht (mehr) greifbar.

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