Tourismus und Klima

Aufessen und Zimmer seltener reinigen: Das schont die Umwelt

In dem Projekt haben Hotels in Piran (Bild) und anderen Teilen Sloweniens mitgemacht.
In dem Projekt haben Hotels in Piran (Bild) und anderen Teilen Sloweniens mitgemacht.Kbarzycki/Getty
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Sechs Milliarden Menschen reisen jedes Jahr durch die Welt. Ein slowenisch-österreichisches Team testete, wie man in Hotels die Lebensmittelverschwendung reduziert und Ressourcen einspart.

„Niemand genießt es, wenn man Essen wegwirft“, sagt Bettina Grün von der WU Wien. Die Statistikerin leitete das FWF-Projekt „Umweltschonendes Verhalten im Tourismus“, das im März abgeschlossen wurde. Sie wertete aus, wie man Menschen im Urlaub dazu bringt, weniger Lebensmittel zu verschwenden. Immerhin ist die Nahrungsmittelproduktion für etwa ein Viertel der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich, und an diesem Rädchen kann man auch im Urlaub drehen.

„Oft wird Umweltschutz mit Verzicht verbunden. Doch wir wollten einen Faktor erforschen, bei dem man einsparen kann, ohne ein Opfer zu bringen“, sagt Grün. Sie hat in dem fünfjährigen Projekt mit Emil Juvan von der Universität Primorska an der slowenischen Küste und mit Ljubica Knežević Cvelbar von der Universität Ljubljana in der slowenischen Hauptstadt kooperiert.

Die Forschungspartner suchten nach Hotels und Tourismusbetrieben, die selbst Interesse an einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit haben, aus Gründen des Umweltschutzes und um Kosten zu sparen. „In jedem Hotel, das mitmacht, hatten wir auch wissenschaftliche Mitarbeiter vor Ort, weil man gerade bei Messungen von Lebensmittelresten gut darauf achten muss, dass die Daten korrekt gesammelt werden“, sagt Grün.

Die allwissende Mülltonne erfunden

Das Team entwickelte quasi eine allwissende Mülltonne: einen Abfallkübel, der auf das Gramm genau wiegen kann, wie viel Lebensmittel vom Hotelrestaurant auf den Tellern der Gäste übrig bleiben und im Müll landen. „Wir haben verschiedene Anreize getestet, wie man Leute dazu bringt, weniger Essensreste auf dem Teller zu lassen“, erzählt die Wiener Forscherin, die schon als Kind dazu erzogen wurde, immer gut aufzuessen.

Ein Ansatz war, Info-Kärtchen auf den Tischen zu platzieren, die über Lebensmittelverschwendung und Umweltschutz aufklären. Eine Gruppe erhielt diese Info-Kärtchen, eine zweite Gruppe hatte humorvolle Comics drauf, die eine Katze zeigen, die immer fetter wird von all den Essensresten. „Die Fat-Cat-Karten haben sich die Gäste zwar gut eingeprägt und lustig gefunden. Aber im Verhalten hat sich nichts geändert. Die Menge an Essensresten war nicht verändert zur Gruppe der Info-Karten mit dem Appell zum Umweltschutz oder zur Kontrollgruppe ohne Kärtchen auf den Tischen.“

Bettina Grün weiß auch von der Diskrepanz zu berichten, die bei herkömmlichen Umfragen zwischen der Einschätzung der Menschen und ihrem tatsächlichen Verhalten besteht. „In Fragebögen oder Online-Befragungen geben die meisten an, dass sie sich umweltfreundlich verhalten, dass sie Lebensmittel und Ressourcen schonen“, so Grün. Aber ihr Team wollte nicht auf die Selbsteinschätzung der Menschen vertrauen, sondern auf statistische harte Fakten.

Geschenke, wenn die Teller leer sind

Erfolge zeigten in den slowenischen Hotels dann spielerische Ansätze. „Vor allem bei Familien gelang es sehr gut, mit Stempelkarten die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren“, erzählt die Statistikerin. Die Leute erhielten pro Abendessen ohne Essensreste auf dem Teller einen Stempel und konnten damit am Ende des Urlaubs kleine Geschenke erhalten. Das führte zu 34 Prozent weniger Tellerabfällen im Hotelbuffet.

14 Tipps, um auf Reisen CO<sub>2</sub>-Emissionen zu sparen. Quelle: https://sustainabletravel.org/how-to-reduce-travel-carbon-footprint
14 Tipps, um auf Reisen CO2-Emissionen zu sparen. Quelle: https://sustainabletravel.org/how-to-reduce-travel-carbon-footprintPW/Die Presse Infografik

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