Mein Samstag

Die Schweizer und mein Messer

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*AP
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Als Kind war ein Schweizermesser so in etwa das Allercoolste, das man bei uns in der Siedlung besitzen konnte, dicht gefolgt von „Masters of the Universe“-Figuren.

Jetzt hat sich diese Woche das hochinteressante Wort Messertrageverbotsgesetz in unsere Sprache geschlichen. Und das wirft, finde ich, nicht nur die Frage auf, wieso eigentlich bisher praktisch jede und jeder irgendwelche messerartigen Dinge durch die Gegend tragen durfte.

Besondere Beachtung fand auch die Frage, ob man künftig sein Schweizermesser mitführen darf oder nicht (angeblich ja). Als Kind war ein Schweizermesser so in etwa das Allercoolste, das man bei uns in der Siedlung besitzen konnte (dicht gefolgt von „Masters of the Universe“-Figuren): Alle Kinder wollten damals ein Schweizermesser haben, und erstaunlicherweise haben auch praktisch alle eines bekommen, auch ich. (Eine Masters-Figur interessanterweise nicht).

Robinson Crusoe-Szenario

Manche Kinder hatten die ganz fetten Messer, die fast nicht mehr in die Kinderhosentasche gepasst haben vor lauter Funktionen, die man vielleicht in einem Robinson-Crusoe-Szenario auf exotischen Inseln brauchen könnte, in einer braven Genossenschaftssiedlung in Graz-St. Peter eher weniger.

Wieso damals kein Erwachsener etwas dagegen hatte, dass ein Haufen Kinder im Volksschulalter nachmittagelang unbeaufsichtigt mit Taschenmessern mit Mini-Säge (die war das Highlight!) und anderen verletzungsaffinen Tools durch die Gegend läuft, kann man sich im Nachhinein auch nur mit der Phrase „Es waren halt andere Zeiten“ erklären. (Im Auto hat uns auch niemand angeschnallt und Radhelme waren seltsame Teile für Hysteriker.) Aber man muss auch sagen: Passiert ist auf wundersame Weise nie etwas.

Meine Messerphase war nach der Kindheit passé, heute bewege ich mich gänzlich waffenfrei in der Welt, habe aber auf dem Flughafen, vielleicht kennen Sie das, vor der Security-Kontrolle absurderweise trotzdem immer die Angst, dass sich in irgendeinem Geheimfach meiner Handtasche doch plötzlich eine Gartenschere oder ein Stanleymesser findet, weshalb ich nicht zum Boarding vorgelassen werde. In diesem Sinne: Lassen Sie Ihre Messer, ob Schweizer oder anderer Herkunft, lieber daheim!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

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