Industrie

Industrievertreter schlagen 41-Stunden-Woche vor

Die heimische Industrie ist weiter in einer Rezession, schrumpft also.
Die heimische Industrie ist weiter in einer Rezession, schrumpft also.Imago / Mcphoto/bilderbox
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Die Rezession hält sich hartnäckig in der Industrie, dennoch zeichnet sich ein „Silberstreifen“ am Horizont ab. Als besonderen Kostentreiber sehen die Vertreter der Industrie einen „Bürokratie-Tsunami“.

Wien. Eine konjunkturelle „Frühjahrserholung“ wird es heuer in der Industrie nicht mehr geben. Es könne bestenfalls von einer „Herbsterholung die Rede sein, wenn die Politik handelt“, lautet das Fazit vom Chefökonomen der Industriellenvereinigung (IV), Christian Helmenstein, zur Konjunkturumfrage für das erste Quartal 2024.

Auslandsnachfrage zieht an

Es ist das elfte Quartal in Folge, an dem die Umfragen in den Mitgliedsbetrieben einen stetigen Rückgang aufweisen, aber dieses Mal zeigen sich „langsam und vorsichtig zarte Silberstreifen am Horizont“, sagt der IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Man bleibt aber bescheiden. Denn das heißt bloß, dass „es uns womöglich gelingen wird, in den kommenden Monaten in eine Stagnationsphase zu kommen.“ Konkreter: Beim vom Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) prognostizierten Schrumpfen der realen Industrieproduktion um 1,5 Prozent sehe man sich „am unteren Rand“, so Helmenstein. Über den Sommer soll eine Stagnation die Rezession in der Industrie ablösen.

Besonders belastet sieht die IV jene mittelständischen Betriebe, die eine hohe Exportquote haben. Sie haben es aufgrund „massiver Kostensteigerungen“ derzeit besonders schwer, international wettbewerbsfähig zu bleiben. Relevant sind dabei die stark steigenden Lohnstückkosten, die in Österreich vergleichsweise besonders hoch ausfallen. Gleichzeitig zeigen die Auftragseingänge aus dem Ausland nach langer Zeit wieder nach oben. „Es ist ein Lichtblick, dass die Auslandsnachfrage anzieht“, so der Chefökonom. Die Nachfrage im Inland sei aber noch immer „extrem schwach“. Einen spürbaren Personalabbau erwarten die Industrievertreter in den nächsten Monaten.

„Bürokratie-Tsunami“

Ein besonderer Kostentreiber ist aus Sicht der IV der „Bürokratie-Tsunami“, wie es Neumayer nannte, der über die Unternehmen schwappe. Er habe teils in EU-Regelungen wie dem Lieferkettengesetz, dem Green Deal oder Umweltregeln (ESG) seinen Ursprung, teils werde er von österreichischen Vorgaben befeuert. Um zu erheben, wie sich die Bürokratiekosten entwickeln, plane die IV einen neuen „Belastungsbarometer“, der im Laufe des Jahres konkrete Kosten der Bürokratie benennen soll.

Derzeit müsse man sich bei den Bürokratiekosten eher auf „anekdotische Evidenz“ verlassen, so Helmenstein. In den vergangenen fünf Jahren seien 850 neue Vorschriften und Auflagen auf 5000 Seiten Papier für die Industrie dazugekommen. Hoffnung macht der Industrie, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigt hat, die Berichtspflichten der europäischen Industrie um 25 Prozent zu senken.

In der Debatte um eine Arbeitszeitverkürzung fordert die IV eine 41-Stunden-Woche. Wohlstand entstehe nur durch Leistung und in Österreich sei die Arbeitszeit pro Beschäftigtem in den letzten Jahren schon stark zurückgegangen, so Neumayer. Angesichts der Forderungen nach Arbeitszeitverkürzung und der Lohnforderungen in den KV-Runden „muss auf die Stopptaste gedrückt werden“, auch wenn dies kein „Wohlfühlthema“ sei. Aus Sicht der Unternehmen wäre die Erhöhung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich, also ohne Lohnerhöhung gedacht, das müsse bei den Verhandlungen jedenfalls diskutiert werden. (klug/APA)

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