Michaelerplatz

Wiens schwierigstes Facelift: Weniger Fiaker und erstmals Bäume auf dem Michaelerplatz

Bäume, Staudenbeete, neue Pflasterung und ein Wasserspiel vor dem Loos-Haus So soll der Michaelerplatz aussehen.
Bäume, Staudenbeete, neue Pflasterung und ein Wasserspiel vor dem Loos-Haus So soll der Michaelerplatz aussehen. Zoom Visual Project
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Nur noch vier Fiaker, dafür mehr Sitzplätze und gerade so viel Grün, wie es der Denkmalschutz erlaubt: Der geschichtsträchtige Michaelerplatz wird bis November neu gestaltet. Am Montag erfolgte der Spatenstich.

Wien. Ein Touristengruppe quert den Platz in Richtung Spanischer Hofreitschule, kurz darauf zieht gleich der nächste Fremdenführer mit einem Tross Touristen in Richtung Herrengasse vorbei. Eine laute Schulklasse bleibt kurz vor den Ausgrabungen stehen, Lieferwagen queren den Platz, ebenso der 2A-Bus, immer wieder hört man auch das Klick-Klack der Pferdehufe, wenn wieder ein Fiaker auf Innenstadt-Rundfahrt aufbricht.

Ein ganz normaler, ziemlich lauter und ein bisschen hektischer Vormittag auf dem Michaelerplatz: So kennen viele den Platz im ersten Bezirk zwischen Kohlmarkt und dem Michaelertor der Hofburg, mit der Michaelerkirche und dem Loos-Haus sowie den Ausgrabungen in der Mitte: Ein geschichtsträchtiger (Touristen-)Ort, aber keiner, an dem man als Wiener lange verweilt.

Der Blick vom Kohlmarkt auf die Hofburg darf laut Denkmalschutz-Vorgaben nicht eingeschränkt werden.
Der Blick vom Kohlmarkt auf die Hofburg darf laut Denkmalschutz-Vorgaben nicht eingeschränkt werden. Zoom Visual Project Gmbh

Von der „Transitroute“ zum Aufenthaltsort

Eine „Transitroute“ nennt auch SPÖ-Verkehrsstadträtin Ulli Sima den Platz und genau das soll sich ändern: Denn mit dem symbolischen Spatenstich am Montag beginnt eine Reihe an Umgestaltungen, die den Michaelerplatz zu einem klimafittten Aufenthaltsort machen sollen.

Dafür bekommt der Platz neun Bäume, Gräserbeete und – vor dem Loos-Haus – ein kühlendes Wasserspiel. Dazu neue Sitzgelegenheiten (bisher gibt es nur einige wenige Bankerl) und, auch dies wird den Charakter des Platzes zweifellos verändern, eine neue Oberfläche: Das charakteristische, aber in die Jahre gekommene Kopfsteinpflaster (oder wie es die Stadt nennt: „Holperpflaster“) ist ab November, wenn die Umgestaltung abgeschlossen sein soll, Geschichte. Eine neue, helle Natursteinpflasterung kommt: Damit wird der Michaelerplatz barrierefrei zugänglich.

Um mehr Platz für Fußgänger zu schaffen, wird die bestehende Fußgängerzone vom Kohlmarkt auf den Michaelerplatz ausgeweitet und gilt bis zur Reitschulgasse. Der Rest des Platzes wird zur Begegnungszone, sprich: Es gilt Tempo 20. Eine Änderung kommt auch auf die Fiaker zu: Künftig dürfen nur noch vier Fiaker auf dem Platz vor der Hofburg stehen, der Rest bekommt neue Standplätze ums Eck in der Schauflergasse. Die Idee: Fährt ein Fiaker vom Michaelerplatz weg, rückt ein anderer aus der Schauflergasse nach. Weniger Fiaker (Stichwort: Pferdemist und - geruch) sollen dazu führen, dass der Aufenthalt am Platz angenehmer wird.

Eine Neugestaltung, die laut Sima „überfällig“ war, man habe „sehr lange getüftelt“ (tatsächlich waren es Jahre), um auf die „wunderbare Kulisse“ am Platz Rücksicht zu nehmen.

Was nicht nur wegen der vielen involvierten Parteien – Bezirk, Anrainer, Geschäftstreibende, Michaelerkirche – aufwendig war, sondern vor allem auch wegen des Denkmalschutzes. Eine zentrale Forderung des Bundesdenkmalamts: Die Sichtachse vom Kohlmarkt auf die Hofburg darf nicht eingeschränkt werden, weshalb auch nur neun Bäume Platz finden, die auch nicht quer über den Platz Schatten spenden, sondern in drei Gruppen angeordnet sind: Neben der Michaelerkirche sind drei Ulmen geplant, auf Höhe Schauflergasse drei Säulen-Ulmen und in der Platzmitte drei Blauglockenbäume.

Ausgrabungen bleiben

Apropos Platzmitte: Auch die Ausgrabungen (das sogenannte Hollein-Auge, benannt nach Architekt Hans Hollein, der die letzte Umgestaltung Anfang der 1990er verantwortet hat) bleiben natürlich weiter sichtbar, auch das eine Vorgabe des Bundesdenkmalamts. Für Landeskonservator Wolfgang Salcher ist Holleins Konzept die „bedeutendste postmoderne Platzgestaltung Österreichs“, die daher auch bewahrt werden muss.

Salcher spricht von einem „sehr sehr langen Prozess“, in dem die nunmehrige Umgestaltung erarbeitet wurde, mit einem „sehr sehr schönen Ergebnis“. Auch Sima ist „eigentlich wirklich zufrieden“. Die Kosten betragen acht Millionen Euro. Ein Zehntel davon übernehmen in Zuge einer Public-Private-Partnership, ähnlich wie in der Herrengasse und zuletzt am Petersplatz, Anrainer.

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