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Hiphop-Duo Kreiml und Samurai: Wo man „deppade Frogn“ besser vermeiden soll

Das Duo Kreiml (l.) und Samurai. Als Wappentier fungiert immer noch der Schweinehund.
Das Duo Kreiml (l.) und Samurai. Als Wappentier fungiert immer noch der Schweinehund.Clemens Fabry
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Haben Sie Lust auf Wortspiel im Wiener Dialekt? Dann sind Sie bei Kreiml und Samurai mit ihrem neuen Opus „Ranz oder gar nicht“ richtig. Im Gespräch mit den zwei setzt man freilich am besten auf Improvisation.

Nach dem Ursprung des Lebens sollte man sie eher nicht fragen. Auch nicht, ob sie von ihrer Musik leben können. Das können sie nämlich längst. Kreiml & Samurai, das dynamische Hiphop-Duo, das mit ungeahnter Nonchalance im Wiener Dialekt rappt, hat ein herrlich groovendes Kleinod namens „Deppade Frog“ aufgenommen, wo sie das aufzählen, was sie eigentlich nie gefragt werden wollen.

Das Stück klingt, als stamme es aus der Goldenen Backhendlzeit des Hiphop. Also aus den späten Achtzigerjahren, der Ära der ersten New School of Hiphop. Treibende Beats, zischende Scratchgeräusche und der Flow der beiden Rapper überzeugen in Sekundenschnelle. Wenn man also die Herren interviewt, sollte man gefälligst vorbereitet sein oder das machen, was gute Musiker tun: improvisieren auf Teufel komm raus.

Wir haben uns für Letzteres entschieden. Recht entspannt saßen die Herren im Schanigarten des Café Rüdigerhof. Für ihre Entspanntheit haben sie einen guten Grund. Ihr sechstes Album „Ranz oder gar nicht“, das eine rundum gelungene Sache ist. Als Wappentier des Duos fungiert immer noch der Schweinehund, als Label der Honigdachs.

Der Schweinehund findet sich auch auf dem Cover wieder. Nebst anderen Viecherln wie einem Krokodil mit Sonnenbrille. Gezeichnet hat ein gewisser Pablo Perra. „Der Mann lebt in Berlin. Unsere Zusammenarbeit hat damit begonnen, als wir uns darüber klar wurden, dass wir eine Schweinehund-Action-Figur brauchen. Da war es dann logisch, dass er auch das Cover macht“, erzählt Kreiml. „Wir haben uns zum ihm ins Atelier gehaut und gesehen, dass er alles händisch macht“, sekundiert Samurai, der eine Spur gemütlicher anmutende Teil des Duos. Das auf der Rückseite des Covers die Straße querende Reptil symbolisiert offenbar den Produzenten des aktuellen Werks. Der nennt sich Alligatormann.

Geprägt vom Kaisermühlenblues

Dieses Mal kamen Kreiml & Samurai ganz ohne sogenannte Features aus, als Stücke, in denen eine bekannte Kollegin oder ein Kollege mitrappt. Die zwölf neuen Stücke tüftelten sie zu dritt im stillen Kämmerlein aus. Einzig Gitarrist Jürgen Schaller von Franz Fuexe durfte ab und zu etwas von seinem Instrument herunterschrammeln, was dann in den Soundmix kam.

Sprachlich lief die Chose abermals strikt Wienerisch ab. Wie kam es eigentlich ursprünglich dazu? „Es ist nicht so, dass wir nichts anderes probiert hätten, aber der Wiener Dialekt war jenes Idiom, in dem wir letztlich die besten sprachlichen Möglichkeiten gesehen haben, etwas auszureizen, was es im Hiphop so nicht gab“, so Kreiml. Weniger das Wienerlied als vielmehr die Fernsehserie „Kaisermühlenblues“ prägte diese Liebe zum rauen, aber herzlichen Ausdruck. Kollege Skero hatte mit seinem Nebenprojekt Müßig Gang auf etwas andere Art dem hiesigen Dialekt gehuldigt. Kreiml & Samurai mögen lieber die Austropopklassiker eines Georg Danzer, dessen Song „Kreuzritter“ sie jüngst auf ihre Art gecovert und als Vinylsingle herausgebracht haben.

Und mit Voodoo Jürgens haben sie einmal gearbeitet. „Der ist immer noch das Spannendste im Wiener Dialekt. Der hat die besten Geschichten und einen ganz eigenen Sound“, loben die beiden unisono. Mit den Klischees, die mit dem Wienerischen einhergehen, gehen sie sehr spielerisch um. In ihren Liedern biegen sich die Tische zwar oft vor lauter Hausmannskost, aber sie achten sehr darauf, nicht plakativ zu werden und die Dinge beim Namen zu nennen. Was sich wie ein roter Faden durchs Album zieht, das ist ihre Grundhaltung der Ambivalenz.

Warum so viele Kräfte, auffälligerweise Frauen, hierzulande so bundesdeutsch reimen, dafür hegen sie sogar ein gewisses Verständnis. Kreiml: „Die wachsen mit dem Zeug auf. Meine Tochter sagt auch Möhre statt Karotte. Es kommt halt dann darauf an, wie der Rest rund um die Möhre ausfällt. Insgesamt ist es eine schöne Entwicklung, dass Frauen zeigen, wie es geht.“ Kreiml mag Skofi und Eli Preiss, Samurai feiert Donna Savage und Verifiziert. Damit sind die Fronten abgesteckt. Man merkt, wie sehr die beiden einander ergänzen. Einig sind sie sich auch darin, dass in Wahrheit „der Text zählt, und nicht das Vokabular“.

Auf einen Blick

Kreiml & Samurai. Das Hiphop-Duo aus Wien veröffentlicht seit 2013 Alben. Inspiriert wurden sie von deutschen Crews wie Eins Zwo und Dynamite Deluxe sowie vom Linzer Kroko Jack. Aktuelle Veröffentlichung: „Ranz oder gar nicht“ (Honigdachs). Termin: ­Zugehörige Album-Release-Show am 10. Mai in der Arena.

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