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Buchtipps des Monats

Imago / Gustafsson
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Über streikende Nasen, Mathe als Pageturner, Kinder-Hits im Museum und befremdliches Schuhplatteln.

Wenn die Nase streikt

Wie sehr duften doch die Blüten im Frühling! Wie schade, wenn man das nicht riecht – wie gefährlich aber auch, wenn die Wahrnehmung von Gas oder verdorbenen Lebensmitteln fehlt. Was so mancher nach einem Schädelhirntrauma erlebte, ist mit Covid-19 zu einem Massenphänomen geworden, denn auch eine Infektion kann eine Anosmie, den Verlust des Geruchssinns, verursachen. Christian A. Müller, Leiter der Spezialambulanz für Riech- und Schmeckstörungen der Med-Uni Wien, und Bertold Renner, Pharmakologe an der TU Dresden, haben gemeinsam eine laientaug­liche Einführung verfasst, wie die menschliche Nase funktioniert und wie man Beeinträchtigungen entgegenwirken kann. Die Lösung ist ähnlich einfach und schwierig wie beim Sport: Regelmäßiges Training hilft. (gral)

Christian A. Müller, Bertold Renner: „Zurück zum richtigen Riecher“, Maudrich-Verlag, 112 Seiten, 18,50 Euro

Mathematik als Pageturner: Codes, die die Welt regieren

Wissenschaftsvermittlung hat viele Gesichter. Der Wissenschaftsjournalist Reinhard Kleindl, der auch für die „Presse“ geschrieben hat, wählt zum wiederholten Mal den Thriller als Basis zur Vermittlung von Wissenschaft und Forschung. Das neue Buch „Chaoscode“ ist der Mathematik gewidmet: Die ungelösten Rätsel unserer digitalen Welt spornen in dem global angelegten Plot Forschende, Geheimagenten und Journalistinnen an. Bedrohliche Szenarien des Weltgeschehens wie Blackouts und Terrorangriffe treffen auf persönliche Geschichten von Menschen in Wien, London und Nigeria. Kleindl schafft es, die weltweite Sprache der Mathematik in diesem Thriller so verständlich zu beschreiben, dass man kaum nachvollziehen kann, warum dieses Fach in der Schule so verschrien ist. (vers)

Reinhard Kleindl: „Chaoscode“, Lübbe Verlag, 383 Seiten, 13,40 Euro
Reinhard Kleindl: „Chaoscode“, Lübbe Verlag, 383 Seiten, 13,40 Euro

Die Kinder-Hitparade des Naturhistorischen Museums

Es soll ein Buch für Junge und Junggebliebene sein. Im besten Fall haben sich die Älteren nämlich ein wenig kindliche Neugier bewahrt; jedenfalls sind meist auch sie dankbar für kindgerechte Erklärungen. Und sie bietet der erste Kinderführer des Naturhistorischen Museums (NHM) in Wien. Garniert mit vielen Fotos, Grafiken und Infoboxen wird das im Museum wartende Wissen schmackhaft gemacht. Erfolgsrezept dabei war wohl, dass die präsentierten Top 20 gemeinsam mit Kindern ausgewählt wurden. So bietet schon das Buch eine Expedition von Urschlangen bis zu Langhalssauriern, von Steinsalz bis zu Smaragden, von der Venus von Willendorf bis zur ältesten Goldscheibe Österreichs. Einzig: Das quadratische Format ist ansprechend, hätte aber etwas kompakter sein können. (gral)

A. Krapf, A. Kroh, J. Landsiedl (Hg.): <u>„</u>NHM erforschen“, 9,90 Euro (erhältlich via Buchhandel, Museumsshop oder verlag@nhm.at)
A. Krapf, A. Kroh, J. Landsiedl (Hg.): NHM erforschen“, 9,90 Euro (erhältlich via Buchhandel, Museumsshop oder verlag@nhm.at)

Schuhplatteln und Jodeln

Seit dem 19. Jahrhundert wird beim „Tiroler Abend“ Volkskultur ausgestellt. Die Musikwissenschaftlerin und Europäische Ethnologin Sandra Hupfauf von der Universität Innsbruck analysiert das Veranstaltungsformat, dessen Ursprünge bei den reisenden Tiroler Sängerfamilien liegen. Sie zeigt die Doppelfunktion des „Tiroler Abends“ auf, der über Jahrzehnte hinweg nicht nur Bühne für Unterhaltung, sondern auch für politische Repräsentation war – was die totalitären Regime des 20. Jahrhunderts für sich zu nutzen wussten. Und heute? Immer noch sind standardisierte volkskulturelle Bühnenprogramme in vielen Tiroler Tourismusgemeinden zu finden. Diese seien, so Hupfauf, geprägt von einer Bedeutungsleere und Distanz zwischen Publikum und Darstellenden. (cog)

Sandra Hupfauf: „Der ,Tiroler Abend‘“, Tiroler Landesarchiv, 191 Seiten, 15 Euro (Bestellungen: landesarchiv@tirol.gv.at bzw. 01/512508-3503)
Sandra Hupfauf: „Der ,Tiroler Abend‘“, Tiroler Landesarchiv, 191 Seiten, 15 Euro (Bestellungen: landesarchiv@tirol.gv.at bzw. 01/512508-3503)

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