Treibhausgasemissionen

Plastik: Mehr CO2 als der weltweite Flugverkehr

Plastik findet sich überall – und belastet die Meere in besonderem Maße. Und das Klima weitaus stärker als bisher bekannt.
Plastik findet sich überall – und belastet die Meere in besonderem Maße. Und das Klima weitaus stärker als bisher bekannt. (c) IMAGO/OceanPhoto
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Kunststoffe sind ein stärkerer Verursacher von Treibhausgasen als bisher vermutet: Plastik verursacht den Ausstoß von CO2 & Co. zumindest in einer Größenordnung des weltweiten Schiffsverkehrs. Die „RuPlastika“ in Moskau findet im Jänner trotzdem statt.

Weltweit werden deutlich mehr als zwei Milliarden Tonnen Treibhausgase durch Plastik verursacht, was allerdings zu kurz gegriffen sein dürfte. Diesen Schluss ziehen norwegische Wissenschaftler von Grid-Arendal – eines Thinktanks, der 1989 vom norwegischen Umweltministerium initiiert worden ist. Demnach gehen auf das Konto von Plastik zumindest 3,5 bis 4% der Gesamtemissionen, die durch die Menschheit verursacht werden.

Fast ein Zehntel der Kohle-, Öl- und Gasförderung gehen direkt und indirekt auf das Konto der Kunststoffe. In der Berechnung gibt es allerdings nicht unwesentliche weiße Flecken, und zwar die fossilen Brennstoffe, die die Basis sind für die Herstellung der Kunststoffe. Der Rucksack voller Treibhausgase, der durch die chemische Industrie bei der Plastikproduktion verursacht wird, ist entlang der gesamten Produktionskette prall gefüllt.

EU nimmt Forderungen der Wissenschaftler auf

Aufgrund dieser Erkenntnisse, die auf einer Studie der ETH Zürich aufbauen, leiten die norwegischen Experten einen unmissverständlichen Katalog an Forderungen ab: „Entscheidend ist, dass die durch Plastik verursachten CO2-Emissionen explizit als eine der Verschmutzungspfade zu benennen sind.“ Bisher steht vor allem (Mikro-und Nano-)Plastik selbst im Mittelpunkt der Debatte, weniger die dadurch entstehenden CO2-Emissionen.

Die norwegische Arbeit ist rechtzeitig vor der vierten Verhandlungsrunde über ein globales Plastikabkommen erschienen. Seit Dienstag wird in Ottawa unter dem Dach des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) über eine globale Vereinbarung verhandelt, um das Plastikproblem zu lösen. Ziel ist es, eine international rechtsgültige Regel bis Jahresende unter Dach und Fach zu bringen.

Die Grid-Arendal-Wissenschaftler fordern von dieser Vereinbarung, dass der Einsatz von Primärrohstoffen zurückgefahren und insgesamt die Plastikproduktion verringert werden müsse. Zentral sei es auch, dass „unnötige und vermeidbare Plastikprodukte“ vom Markt verschwinden. Außerdem müsse in den unterschiedlichen Stufen – von der Herstellung bis zu Recycling und Verwertung – der CO2-Einsatz heruntergefahren werden.

Solche Gedanken hat die EU in einer Stellungnahme in der ersten Phase der Konferenz in Ottawa aufgenommen. Sie fordert, nicht mehr und nicht weniger: „Zielsetzung dieses Instruments (=Abkommens; AdR) ist es, die Plastikproduktion zu beenden, inklusive jener der marinen Umwelt. Die soll auf einem gesamtheitlichen Ansatz basieren, der den kompletten Lebenszyklus von Plastik einschließt, sodass die menschliche Gesundheit und die Umwelt geschützt werden.“

Der gemeinsame Vorstoß von Peru und Ruanda konkretisiert diese Zielsetzung noch weiter, indem vorgeschlagen wird, dass das Abkommen eine Reduktion der Neuproduktion von Plastik bis 2040 um 40% vorgeben müsse (ausgehend vom Basisjahr 2025) – es dürften dann also maximal 240 bis 250 Millionen Tonnen Plastik produziert werden.

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