Letzte Meile

„Die Kanaren haben genug!“

Streik, noch ohne Hungern, gibt es auch in Österreich: Hier gegen Tourismusmassen im Jahr 2023 vor dem Zufahrtstunnel.
Streik, noch ohne Hungern, gibt es auch in Österreich: Hier gegen Tourismusmassen im Jahr 2023 vor dem Zufahrtstunnel.beigestellt/AZW
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Gedanken über das nachhaltige Reisen. Diesmal: Wenn das Urlaubsziel genug von einem hat.

Canarias se agota!“ – „Die Kanaren haben genug!“ — heißt es dieser Tage in Spanien. Bürgerrechtsorganisationen rufen dort zum Protest gegen den Massentourismus auf, Großdemos, ­politische Proteste und sogar ein Hungerstreik sind angekündigt. Drastische Maßnahmen für drastische Probleme, immerhin ist Spanien eines der am meisten bereisten Länder überhaupt, und der Tourismus hat dort wie überall eben nicht nur Arbeitsplätze und wirtschaftliche Entwicklung gebracht, sondern auch Hotelburgen, hohe Lebenserhaltungskosten für Einheimische und oft drastische Folgen für einst naturbelassene Landschaften. Während man auf den Balearen oder in Barcelona die Touristenmassen schon länger satt hat, hat sich zuletzt die Situation auf den Kanaren zugespitzt: Das Geschäft mit den Ferienwohnungen boomt, große Hotelanlagen in Naturschutzgebieten sind zum Politikum geworden.

Wer sich mit „Overtourism“ beschäftigt, muss allerdings gar nicht auf ferne Strände blicken, er wird auch hierzulande fündig, wo die Wachstumslogik per Sessellift auch in Zeiten, in denen die Gletscher schon fast abgeschmolzen sind, bis ins letzte Tiroler Bergtal getragen wird und ein öffentlicher Zugang zu Badeseen die Ausnahme und nicht die Regel ist. Etwa in Hallstadt, wo auf 780 Dorfbewohner und -bewohnerinnen eine Million Tagesgäste kommen, in Ischgl, das als internationaler Partyhotspot zur europaweiten Drehschreibe für das Coronavirus wurde, oder im Pinzgau, wo protzige Chaletdörfer, nach Investorengutdünken erbaut, heute den Großteil des Jahres leerstehen.

Leistbares Wohnen, lebenswerter Ort

Genau diesen Themen widmet sich aktuell eine Ausstellung im Architekturzen­trum Wien. „Über Tourismus“ stellt die Frage, ob es denn überhaupt einen Tourismus geben kann, der nicht zerstört, wovon er lebt. Wie sehr soll Tourismus auch Verantwortung für die Kulturlandschaft übernehmen, von der er profitiert? Und wie kann er auch Einwohnerinnen und Einwohnern leistbares ­Wohnen und einen lebenswerten Ort erhalten?

Die Ausstellung stellt auch zahlreiche Lösungsansätze vor, ich jedenfalls habe mir einige Ideen notiert, die ich demnächst einmal ausprobieren möchte. Denn nachhaltiges Reisen beschränkt sich nicht nur auf Transportmittel. 

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