Jubiläum

Wie das Rote Kreuz vor 144 Jahren nach Österreich kam

Das erste Rettungsauto der Organisation 1917.
Das erste Rettungsauto der Organisation 1917.ÖRK
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im Jahr 1880 wurde das Österreichische Rote Kreuz gegründet. Gefeiert wird mit einem Fundraising Dinner und einer Kunstauktion.

Man schrieb das 1917, als sich die Mitglieder der Wiener Freiwilligen Rettungskolonne vom Roten Kreuz vor ihrer Einsatzzentrale versammelten, um sich mit der neuesten Errungenschaft fotografieren zu lassen: Ihrem ersten Rettungsauto.

2024 sind es andere technische Neuerungen, die das Rote Kreuz präsentiert. Drohnen, die mit Wärmebildkameras bei der Suche nach abgängigen Personen helfen, oder die bei Großunfällen oder Flutkatastrophen bei der Lageerkundung helfen.

Am 22. 9. 2021 wurde in Österreich erstmals eine Blutkonserve vollautomatisch per Drohne ausgeliefert.
Am 22. 9. 2021 wurde in Österreich erstmals eine Blutkonserve vollautomatisch per Drohne ausgeliefert. Österreichisches Rotes Kreuz

Seit 144 Jahren gibt es das Rote Kreuz in Österreich: Ein Jubiläum, das in Wien am Montag gefeiert wurde – in Anlehnung an jene Notrufnummer, die man wählt, wann immer man heute dringend Hilfe braucht. Und die, apropos Technik, wie die Nummern für Polizei und Feuerwehr noch auf die Zeit der Wählscheibentelefone zurück geht: Wer sich erinnert (oder im Technischen Museum gesehen hat), wie lang eine Wählscheibe bei der 9 braucht, um in ihre Ausgangsposition zurückzukehren, versteht die Wahl der niedrigen Ziffern.

Schleichender Prozess

Es war ein schleichender Prozess, der am 14. März 1880 zur Gründung des Österreichischen Roten Kreuz geführt hatte. Ein erster Vorläufer, der Patriotische Hilfsverein, hatte sich schon zwei Monate vor der Schlacht von Solferino 1859 gegründet, die in die berühmte Idee Henry Dunants münden sollte. Hilfskomitees gab es bei einzelnen Kriegen immer wieder, nach Kriegsende wurden diese aber meist wieder aufgelöst. Frühe Hilfsvereine entwickelten sich auch in den Ländern des Habsburgerreichs, etwa in Böhmen, Mähren, Schlesien und der Steiermark. Es war das Verteidigungsministerium, das schließlich die Schaffung einer Dachorganisation vorschlug: Kaiser Franz Joseph unterschrieb die Gründungsurkunde und übernahm gemeinsam mit Kaiserin Elisabeth die Schirmherrschaft über den neuen Verein.

Wien, 1914: Ein behelfsmäßger dreibahriger Transportkarren
Wien, 1914: Ein behelfsmäßger dreibahriger Transportkarren Österreichisches Rotes Kreuz

75.000 Freiwillige

Heute ist dieser Verein die größte humanitäre Hilfsorganisation des Landes, und immer noch lebt er von Menschen, die anpacken und helfen: Neben 11.000 hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und rund 4000 Zivildienern sind es 75.000 Freiwillige, die das unparteiliche Rote Kreuz am Laufen halten. „In der Geschichte der 144 Jahre ein absoluter Rekord an Menschlichkeit“, wie es Präsident Gerald Schöpfer bei einem Pressetermin formulierte.

Eine jener Freiwilligen ist Vizepräsidentin Anja Oberkofler, die am Montag auch ein neues Projekt präsentierte: Für eine sogenannte „Heat Map“ sollen 2100 Fahrzeuge mit Temperatursensoren ausgestattet werden. Sanitäterinnen und Sanitäter sollen zudem bei Einsätzen auch Temperaturmessungen in den Wohnungen von Patientinnen und Patienten vornehmen. Die Daten sollen die Grundlage liefern, um Menschen bei Hitzewellen besser behandeln und Maßnahmen besser planen zu können.

Insgesamt, so Schöpfer, unterstützen eine Million Österreicher die Organisation mit Zeit-, Geld- oder Blutspenden. 338.531 Blutspenden zählte man allein im Vorjahr, 157.000 Liter, oder „das Fassungsvermögen von fünf großen Tankwagen“. Dazu kommen 3,5 Millionen Rettungsfahrten pro Jahr – ein Einsatzgebiet, das auf kommunaler Ebene aus jenem der Feuerwehr entstanden ist, die nach und nach einzelne Mitglieder zu Sanitätern ausbilden ließ.

Übung mit einem Hubschrauber
Übung mit einem HubschrauberÖsterreichisches Rotes Kreuz

Es sind nach wie vor die Rettungsdienste, aber auch die Team Österreich Tafel, Besuchs- und Begleitdienste, Lese- und Lernhilfe, für die weiterhin Freiwillige gesucht werden. Und natürlich potenzielle Ersthelfer: Die Team Österreich Lebensretter App koordiniert sie; neu im Angebot sind Lernvideos, die die Erste Hilfe-Kurse ergänzen, seit Kurzem gibt es sie auch für Menschen mit Hörbeeinträchtigung.

Gefeiert wurde das Jubiläum am Montagabend mit einem Fundraising Dinner mit Partnern und Sponsoren im Semper Depot. Und in eine zweite Runde geht die Aktion Bilder für Bildung: An Prominente in der ganzen Welt wurden Leinwand und Farbe verschickt; rund 100 künstlerische Interpretationen des internationalen Schutzzeichens wurden bereits zurück gesandt, die Bandbreite reicht vom Dalai Lama über Moderator Armin Wolf bis zu Sänger (und Maler) Udo Lindenberg. Bis zur Auktion im November hofft man auf 144 Werke.

Auf einen Blick

Das Rote Kreuz wurde 1863 auf Anregung von Henry Dunant gegründet. Es ist die älteste internationale medizinische Hilfsorganisation und die einzige Organisation, die im humanitären Völkerrecht erfasst und als dessen Kontrollorgan genannt ist. Das Österreichische Rote Kreuz entstand 1880 durch den Zusammenschluss lokaler Hilfsvereine.

www.roteskreuz.at

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