Schaulustig

Stilkolumne: Doja-Cat auf der Wet-, äh Met-Gala

Doja Cat gab sich bei der diesjährigen Met-Gala recht risikofreudig.
Doja Cat gab sich bei der diesjährigen Met-Gala recht risikofreudig. Ilya S. Savenok/Getty Images for The Mark Hotel
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Modische Ruhepole würden der Met-Gala nicht schaden. Doja Cat hat aber gar tiefgestapelt.

Wenn man wo modetechnisch aus dem Vollen schöpft, dann bei der Met-Gala: Pompös soll es sein, aufwendig, „big“, wie man drüben in den USA zu sagen pflegt. Übertrumpfe sich, wer kann! Am Montag gab es die üblichen ewigen Schleppen gemäß dem Gartenmotto „Blumenbouquets“ und zuhauf Zweige am Kopf. Kim Kardashian scheint jedes Jahr ihre Taille noch enger schnüren zu wollen, heuer fiel es erstmals auch zulasten der Mimik. Zendaya hat gleich zwei Auftritte hingelegt, einmal gab sie in Blau-Grün schillernder Robe und federähnlichem Accessoire am Haupt den Pfau. Bausch und Bogen kann in dieser Fülle kaum noch das Mittel der Wahl sein, um herauszustechen.

Doja Cat hat das als erprobte Rebellin längst begriffen. Setzen andere auf Prunk und Protz, gibt sie den Underdog. Diesmal buchstäblich den nassen Pudel. Mit akribisch verschmierter Mascara, Handtuch auf dem Kopf und Körper paradierte sie vom Hotel zur Limo. Im Museum kam sie zwar bekleidet an, war aber immer noch durchnässt. In bodenlangem, weißem T-Shirt-Kleid, das sich an ihren Körper schmiegte, freilich von Vetements. Das ist deshalb naheliegend, weil sie mit dessen Chefdesigner, Guram Gvasalia, in einer Beziehung ist. Für die nasse Optik hat man eine gehörige Portion Haargel verwendet. Wäre ja blöd gewesen, wenn Doja Cat irgendwann im Trockenen säße.

Das Haargel macht den Wetlook.
Das Haargel macht den Wetlook.Photo by Taylor Hill/Getty Images

Irgendwo folgt die Rapperin damit dem Trend. Neuerdings boomt unter Modeaffinen nämlich wieder die Bescheidenheit. Es schickt sich das „Underdressing“, das heißt, sich schnörkellos, nicht dem Anlass entsprechend zu kleiden. Die Met-Gala im Handtuch zu besuchen treibt das auf die Spitze. Gleichzeitig kippt Doja Cat damit in ein ebenso karnevalistisches Extrem, wie der Rest der Hautevolee am anderen Ende des Spektrums. Es stimmt, Kleider ohne Pomp und Klimbim würden der Gala nach Jahren der Modeexzesse wieder einmal guttun. Ein gänzlich unironischer Zugang wäre dabei aber deutlich erfrischender.

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