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Stark gefährdete Wildesel profitieren von Menschennähe

Die freilebenden Onager (Persische Wildesel) finden auf Weiden mit Nutztieren in Regenzeiten gutes Futter.
Die freilebenden Onager (Persische Wildesel) finden auf Weiden mit Nutztieren in Regenzeiten gutes Futter.Fiwi/Vet-Med-Uni Vienna
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Die Meldungen der Woche berichten außerdem von antibiotikaresistenten Genen in der Donau, sich erwärmenden Tundren, einem neuartigen Biodesinfektionsmittel und einer vielversprechenden Klimatechnologie.

Iah! Wildesel im Iran fressen gern an Weiden

Wo Menschen Tiere halten, verändert sich das Leben der freilebenden Tierarten. Eine Studie mit der Vet-Med-Uni Wien belegt jetzt, wie der Persische Wildesel (Onager) im Iran von der Nutztierhaltung vielleicht profitieren kann (Biological Conservation). Anhand von Vegetationsdaten in den Weidegebieten, GPS-Trackern und Kotproben wurde klar, dass in Trockenzeiten das Nutzvieh die Wildeselpopulation zwar zurückdrängt, aber in Regenzeiten war das Futter der Wildesel rund um die Nutz­weiden reichhaltiger als abseits davon. Dieses Wissen kann zum Schutz der gefährdeten Eselart beitragen.

Pfui! Menschlicher Kot treibt Keime über Donau

Antibiotika-Resistenzen sind ein großes Problem. Forschende der Karl-Landsteiner-Privat-Uni Krems und TU Wien fanden heraus, wie sich entlang der Donau solche Resistenzen verbreiten. Hauptquelle für Keime, die Antibiotika überleben, sind menschliche Ausscheidungen, die ins Wasser gelangen, vor allem Krankenhausabwasser (Journal of Hygiene and Environmental Health). Am stabilsten gegen Medikamente sind Bakterien in Biofilmen, also der Schleimschicht auf Steinen und Gegenständen im Wasser. Erstmals wurde die gesamte schiffbare Donau entlang von 2311 Kilometern auf antibiotikaresistente Gene gescreent (Water Research). Diese Methode hilft, Verbreitungen von Resistenzen mit Überwachungskampagnen zeitlich und räumlich einzuschränken.

Schwitz! Wärmere Tundren bringen ein Kohlenstoffplus

Wenn sich die Tundrenböden im Norden und in Gebirgslagen erwärmen, werden auch die darin lebenden Kleinstlebewesen aktiver. Dadurch entweicht mehr gebundener Kohlenstoff in die Atmosphäre. Offen ist aber, wie hoch die­ser – oft als eines der größten Fragezeichen in Klimaprognosen bezeichnete – Effekt ausfällt. Ein Forschungsteam mit Beteiligung der Uni Innsbruck lieferte kürzlich einen Teil der Antwort (Nature): In einer Metastudie kombinierte es Daten von insgesamt 28 Standorten in arktischen und anderen nördlichen Tundrengebieten sowie in sehr hohen Lagen weiter südlich, etwa der tibetanischen Hochebene. Eigene Erwärmungsexperimente zeigen, dass ein Anstieg der Bodentemperatur um 0,4 Grad die Öko­systematmung um 30 Prozent steigert.

Wiener Forschende tüfteln an neuartigem Biodesinfektionsmittel

Ionische Flüssigkeiten könnte man aufgrund ihrer antimikrobiellen Wirkung breit einsetzen. Die salzartigen Verbindungen würden auch Probleme der existierenden Chemie wie mangelnde biologische Abbaubarkeit oder Resistenzentwicklung überwinden. Doch die Erkenntnislage über ihre antivirale Aktivität ist noch gering. Forschende der Vet-Med-Uni Wien konstruierten nun gemeinsam mit der Uni Danzig (Polen) ein Vorhersagemodell auf Basis künstlicher Intelligenz (KI), mit dem sich potenziell wirksame Moleküle testen lassen. Insgesamt führte die Forschungsgruppe ein virtuelles Screening an 1277 theoretisch generierten ionischen Flüssigkeiten durch. Ihre Arbeit, die im Journal of Chemical Information and Modelling veröffentlicht wurde, ist ein großer Schritt zur Entwicklung hochwirksamer Desinfektionsmittel.

Jedes Jahr fünf Gigatonnen Kohlendioxid aus der Luft abscheiden

Durch direkte Abscheidung von Kohlenstoff aus der Luft (DACCS, Direct Air Capture with Carbon Storage) könnten bis 2050 jährlich bis zu fünf Gigatonnen Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre entfernt werden. Der Erfolg der Technologie, bei der Chemikalien eingesetzt werden, um das wärmespeichernde Gas direkt aus der Luft zu gewinnen, hängt jedoch davon ab, wie schnell sie skaliert werden kann. Das stellte eine aktuelle Studie, an der auch Forschende des Complexity Science Hub (CSH) in Wien beteiligt waren, fest (Pnas). Die Hoffnung ist also, dass DACCS so schnell wächst wie etwa die Fotovoltaik. Entwickelt sich die Technologie allerdings ähnlich langsam wie Erdgaspipelines, können jährlich lediglich 0,2 Gigatonnen entfernt werden. Zum Vergleich: Die weltweiten CO2-Emissionen überstiegen 2023 vierzig Gigatonnen. 

(cog/vers/APA)

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