Neuwahlen in Großbritannien

Patschnasser Premier: Warum nicht im Trenchcoat, Rishi Sunak?

Einen „soggy Prime Minister“ sahen die Briten, als ihnen Neuwahlen angekündigt wurden.
Einen „soggy Prime Minister“ sahen die Briten, als ihnen Neuwahlen angekündigt wurden. APA / AFP / Benjamin Cremel
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Visuelle Message-Control mit Modemitteln geht anders: Rishi Sunak kündigte überraschend früh angesetzte Neuwahlen an, vergaß dabei aufs Wetter und lieferte im nassen Anzug katastrophale Bilder.

Ein Regenschirm war offenbar keine Option: Als Rishi Sunak vor der berühmten Adresse 10 Downing Street die zur Überraschung vieler nun doch für Anfang Juli angesetzten Neuwahlen in Großbritannien ankündigte, nahm sich der aktuelle Premierminister vor, der Witterung furchtlos zu trotzen. Das Wetter war zunächst wechselhaft, was in London vieles bedeuten kann, an einem auch nur halb-nassen Tag aber immer die Gefahr birgt, dass einiges an Katzen und Hunden aus dem Himmel strömt.

Aber eben, der Schirm: Hätte Rishi Sunak ihn selbst gehalten, während er den Termin für die Neuwahlen am 4. Juli bekanntgab, wäre das Zündstoff (oder das genaue Gegenteil) für „Singing in the Rain“-Kommentare gewesen, möglicherweise gar Mary-Poppins-Karikaturen. Hätte er jemanden neben sich stehen gehabt, der ihm in dieser Angelegenheit – nämlich als Schirmträger und Lakai – beistand, dann hätte das für allzu feudal-fürstliche Bilder gesorgt. Ein X-User erinnerte allerdings an einen Auftritt von Barack Obama und kommentierte lapidar, dass man sehr wohl auch in strömendem Regen und mit Schirm gut aussehen kann.

Offenbar war Sunaks Ungeduld in der aktuell nicht sehr aussichtsreichen Lage seiner Partei aber so groß, dass sich kein Warten auf eine Regenpause ausging. Und dann muss da noch etwas eine Rolle gespielt haben: Nämlich der Wunsch, als Anpacker-Typ der Witterung zu trotzen und jedenfalls im Freien vor sein Publikum zu treten. Man kennt das aus der mehr oder weniger Dresscode-basierten Modekommunikation übrigens, in gelungener und nicht ganz so erfolgreicher Form.

Anpacker in Gummistiefeln

Einmal Gerhard Schröder mit Gummistiefeln im Hochwassergebiet, was ihm als zünftigem Kanzler einen Wahlerfolg eintrug. Einmal Viktor Klima mit brandneuen Gummistiefeln, die aussahen, als hänge auf der Rückseite noch das Etikett aus dem Baumarkt. Rishi Sunak, sagen wir einmal so, hat nun die Liste der glücklosen Kleidungskommunikatoren um einen Eintrag verlängert – die begleitenden Memes ließen naturgemäß bzw. witterungsbedingt nicht lange auf sich warten.

Wer immer findet, dass den Torys gerade das Wasser bis zum Hals steht oder ihnen die Felle davonschwimmen – das Bild eines am Ende seiner Pressekonferenz (man hörte Sunak wegen des Regens offenbar wohl obendrein noch schlecht) patschnass auf die berühmte Tür zuschreitenden Premierministers wird sich als glückloser Auftakt zu einem Wahlkampf in sämtlichen Kommentaren wiederfinden.

Ohne Mantel, mit Lungenentzündung

Ein anderes Staatsoberhaupt aus vergangenen Zeiten, an das man ebenfalls denken mochte, war William Harrison, neunter Präsident der USA im Jahr 1841. Bei seiner Rede zum Amtsantritt im Vorfrühling, die zwei Stunden gedauert haben soll, trug der 68-Jährige keinen Mantel, holte sich eine Lungenentzündung und starb nach nur einem Monat im Amt. Von Harrisons Weigerung könnten spätere Politikergenerationen etwas gelernt haben: Rishi Sunak hätte am Ende definitiv in einer gewachsten Outdoorjacke oder einem Trenchcoat bessere Figur gemacht als in einem an seiner Haut klebenden Maßanzug.

Für beide der genannten Kleiderkategorien gibt es übrigens bekannte britische Traditionsmarken, was dann gleich noch eine zusätzliche, positive Kommunikationsebene im Sinne der Unterstützung der lokalen Ökonomie bedeutet hätte.

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