Buch der Woche

Colombe Schneck: Eine Ehe zerbricht, man tindert, man hat Affären

Eric Fougere/VIP Images/Corbis via Getty Images
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Colombe Schneck fasst in ihrer „Paris-Trilogie“ drei Mini-Romane zusammen, die sich mit den Liebeserfahrungen einer Frauengeneration beschäftigen. Als in der zweiten Lebenshälfte erneut ein Love Interest auftaucht, wird es so richtig kritisch.

Eine 17-jährige Maturantin aus bürger­lichem Haus wird 1984 von ihrem ersten Freund schwanger, weil sie die Pille nicht regelmäßig nimmt. Sie sagt es den Eltern, und ihr Vater begleitet sie zum Termin für den Schwangerschaftsabbruch, der in Frankreich seit dem sogenannten Veil-Gesetz 1975 legal ist. Das ist die erste Geschichte. Die zweite erzählt von zwei Mädchen derselben Klasse einer Pariser Eliteschule, die sich befreunden und vor allem über eins sprechen: über die Burschen, in die sie verliebt sind. Sie verlieren sich als junge Erwachsene aus den Augen, als ihre Karrieren beginnen und Ehemänner gefunden sind, begegnen einander aber wieder, als ihre Kinder in dieselbe Schule gehen, in die sie einst gegangen sind.

Wieder reden sie wie früher als Teenager über die Liebe, denn in den Ehen kriselt es bereits, bis Héloïse, so der Name der einen, der anderen, Colombe, eines Tages erzählt, dass sie Krebs habe und sterben werde, was drei Jahre später, 2018, als Héloïse gerade einmal 52 Jahre alt ist, auch geschieht. Die dritte Geschichte schließlich beschreibt eine späte Liebe, die plötzlich auftaucht und nicht lange währt. Gabriel ist Musiker, Colombe hat ihn als Teenager flüchtig gekannt. 35 Jahre später treffen sie einander erneut, er verliebt sich heftig in sie. Neun Monate später aber stellt Gabriel fest, dass sie zu verschieden seien, nichts miteinander aufbauen könnten, sodass Colombe, die zu diesem Zeitpunkt vielfach Verlassene, Dating-App-Erprobte, geschiedene Alleinerzieherin zweier Kinder, schwer verwundet allein zurückbleibt und diesen ernsten Liebeskummer erst durch eine neue Leidenschaft für das Schwimmen überwinden kann.

„Ich habe ein Problem“

Das ist der Inhalt der drei „Mini-Romane“, die Colombe Schnecks „Paris-Trilogie“ in einem Buch zusammenfasst. Im französischen Original sind die drei Erzählungen getrennt voneinander: „Siebzehn Jahre“ wurde 2015 publiziert, „Freischwimmen“, das im Französischen viel poetischer „La tendresse du crawl“ heißt (wörtlich: Die Zartheit des Kraulens), 2019, und die mit Abstand längste Erzählung, „Zwei Bürgertöchter“, die in der deutschen Dreierausgabe mittig platziert ist, 2021.

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