Die Nachrichten aus Umwelt, Technik und Klima heute mit dem größten Massenaussterben der Erdgeschichte, dem Appell an Umweltverträglichkeitsprüfungen, giftfreien Batterien und guten Luftprognosen.
Jetzt und hier? Insekten treten zu sinnvoller Zeit auf
Wieso fliegen die Gelsen genau hier, was wollen die Wespen jetzt da? Menschen nehmen Insektenvorkommen oft persönlich. Dabei ist das exakt abgestimmte Auftreten der Tiere für Ökosysteme relevant. Ein Team der Boku Wien hat erkundet, wie Insekten in Wäldern ihren Rhythmus planen (Trends in Ecology and Evolution). Sie gestalten den Lebensraum Wald mit, fressen Tiere und Pflanzen, bestäuben, verbreiten Samen und vertilgen Biomasse. Spannend ist, wie genau Insekten ihre Ruhephasen (Diapause) anpassen, um nahrungsarme Winter sowie Hitze und Dürre im Sommer zu überstehen. Bei Arten, die sich nach der Tageslänge richten, stört der Klimawandel den Rhythmus zur Nahrungs- und Partnersuche weniger als bei Arten, die Temperatur als Taktgeber ihres Kreislaufs nutzen.
Damals in Lunz! Größtes Aussterben der Urzeit
Sie gilt als eine der größten Umweltkatastrophen der Erde: Die „Karnische Krise“ umfasste vor 233 Millionen Jahren ein weltweites Massensterben in den Meeren. Schuld war ein Klimawandel, der über zwei Millionen Jahre die Welt umkrempelte, ausgelöst von CO2 nach gewaltigen Vulkanausbrüchen im Erdmittelalter. Ein Team um Alexander und Petra Lukeneder (NHM, Uni Wien) erforscht die Krise in Gesteinen, Fossilien und Pollen des Reiflinger Beckens bei Lunz am See (Scientific Reports). Die lebensfeindlichen Bedingungen im Thetys-Meer entstanden u. a. nach Einschwemmung von Pflanzenresten.
Morgen genauer schauen? Artenschutz beachten
In der Klimakrise geht der Ausbau von erneuerbarer Energie flott voran. Die Organisation BirdLife Österreich warnt, dass beim Klimaschutz nicht auf Artenschutz vergessen werden solle. Es geht um die beschleunigten Genehmigungen von Windkraft- und Solaranlagen, die ohne Umweltverträglichkeits- oder Naturverträglichkeitsprüfung ablaufen. Die Fachleute fordern, dass Energieprojekte den Zustand von Arten und Lebensräumen nicht verschlechtern dürfen.
![Eine Wiesenweihe fliegt bei Gols neben Windparks.](https://img.diepresse.com/public/science/uioqrh-Wiesenweihe_Gols_c_Johannes-Hohenegger.jpg/alternates/FREE_1200/Wiesenweihe_Gols_c_Johannes%20Hohenegger.jpg)
Giftfreie und länger haltbare Batterien für Handys und E-Autos: Linzer Team entwickelt Material aus nachwachsendem Rohstoff
Linzer Forschenden an der JKU ist die Herstellung von giftfreien und energiesparenderen Lithium-Akkus gelungen (Advanced Energy Material). Ausgangspunkt ist ein Bindemittel für den stromführenden Pol (Kathode) aus einem Naturstoff. Verarbeitet wird dieses bei moderaten Temperaturen im Wasser und nicht wie das herkömmliche fluorierte Material in fortpflanzungsschädlichem Lösungsmittel.
![Klaus Bretterbauer (l.) und Felix Leibetseder vom Institut für Chemische Technologie Organischer Stoffe der JKU Linz.](https://img.diepresse.com/public/science/kdsinq-jku-akkus.jpg/alternates/FREE_1200/jku-akkus.jpg)
Das Bindemittel haftet besser am Stromabnehmer (und zwar ungefähr zehnmal besser als herkömmliches Polyvinylidenfluorid), wodurch Akkus auch haltbarer werden. Zur Anwendung könnte das Material in Akkus von Mobiltelefonen genauso wie von Elektroautos kommen und dort die Bestandteile zusammenhalten. Als Grundbaustein für das Kathoden-Bindemittel dient übrigens eine Substanz aus Rizinusöl vom tropischen Wunderbaum.
Die Vorhersage zu Luftschadstoffen wird in Österreich genauer: Daten vom Copernicus-System der EU verbessern unsere Modelle
Prognosen sind schwer zu treffen, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Dem Bonmot setzen Klimaforschende stets neue Berechnungen entgegen. Aktuell verbessern die Meteorologie-Teams von Geosphere Austria Vorhersagen zu Luftschadstoffen in Österreich. Dies gelingt durch Daten vom europäischen Copernicus Atmosphere Monitoring Service (Cams).
Schadstoffe in der Luft sind für Mensch, Tier, Natur und auch für technische Anwendungen ein Problem. Die neuen Berechnungen ergänzen in Kooperation mit dem Umweltbundesamt die österreichische Luftgütevorhersage mit Fokus auf Wüstenstaub, Vulkanausbrüche, Feinstaub und Stickstoffoxide. Das stößt auch in der Luftfahrt und im Verkehrsmanagement auf Interesse. Die Prognosen werden exakter und kleinräumiger anwendbar.
(APA/vers/cog)