Pizzicato

Polit-Rocker

Argentiniens Präsident, Javier Milei, als Punkrocker.
Argentiniens Präsident, Javier Milei, als Punkrocker. Reuters/Agustin Marcarian
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Antony Blinken singt „Rockin’ in the Free World“. Schön und gut. Aber was ist das schon gegen Javier Mileis „Panic Show“?

Als sich Joschka Fischer anno 2005 in die Polit-Pension verabschiedet hat, tat er dies mit dem wuchtigen Satz: Mit ihm gehe die Ära der „Live-Rock’n’Roller“ in der deutschen Politik zu Ende. Wumms! Ob der Ex-Außenminister Lagerfeuerhymnen sang und klimperte, ist nicht überliefert. Wir stellen uns vor, wie er einst bei Partys in der Frankfurter Sponti-Szene die Luftgitarre schwang. Einstweilen hat sich noch kein Nachfolger gefunden, wobei Robert Habeck gewisse Ansätze zeigt – freilich mehr als Dichter denn als Rocker.

US-Außenminister Antony Blinken trat dagegen neulich in einer Kiewer Bar als Live-Rocker mit dem Neil-Young-Klassiker „Rockin’ in the Free World“ mit einer demonstrativen Botschaft an Moskau in Szene. Wolodymyr Selenskij hätte es sicherlich lieber gesehen, hätte Blinken Patriot-Abwehrsysteme und Kampfjets mitgebracht, statt bloß die ukrainische Kampfmoral zu befeuern.

Punk à la Javier Milei würde Putin und Co. wohl größere Angst einjagen. „Ich bin der König, ich werde dich zerstören. Ich habe Appetit auf die ganze Kaste.“ So sang Argentiniens Präsident jüngst im Song „Panic Show“, als er im Rahmen einer Buchpräsentation in der Konzerthalle Luna Park in Buenos Aires über die „mathematische Schönheit der Arbeitswerttheorie“ philosophierte, um danach einen ekstatischen Auftritt hinzulegen: Punk als Programm, inklusive zerschmetterter Gitarren. Milei mag nicht zum Präsidenten taugen, zum Punkrocker aber allemal.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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