Kurze Auszeit für das „Rehab“-Girl

RUHEPAUSE. Sie ist erst 23 und sieht trotzdem viel älter aus. Sängerin Amy Winehouse ist sehr erfolgreich, ausgesprochen trinkfest – und offenbar ziemlich ausgepowert. Ein Rückblick.

Wer Amy Winehouse beschreiben will, der kann bei ihrer auffallenden Frisur (pechschwarzer Toupé-Turm) beginnen oder bei ihren ziemlich stark (und schwarz) geschminkten Augen, bei den vielen Tattoos (unter anderem nackte Pin-Up-Girls) auf ihrem Körper oder bei der öffentlichkeitswirksamen Zelebrierung ihrer Trink- und Magersucht.

Bezeichnenderweise sind das alles Eigenschaften, die noch gar nichts über ihre Profession, das Singen, aussagen. Beim Gesang von Amy Winehouse sind sich aber ohnehin alle einig. Ihre Lieder zwischen Soul und Contemporary Jazz gefallen dem Mainstream ebenso wie strengen Musikkritikern in aller Welt. Trotzdem vermischen sich die Rezensionen über ihr musikalisches Können auch immer mit Erzählungen über ihre selbstzerstörerische Lebensweise. Ihre Single „Rehab“ (They tried to make me go to rehab – I said no, no, no“) hat dieses Interesse nicht erst ausgelöst, sondern bloß verstärkt.

Und auch die jüngsten Neuigkeiten von der „Schnapsdrossel in Zwitscherlaune“ („Welt am Sonntag“) bestätigen, dass bei ihr offenbar wirklich einiges nicht ganz in Ordnung ist. Die 23-Jährige sagte bereits Anfang Juli einige ihrer Konzerte wegen Erschöpfung ab, darunter auch den Auftritt beim Nuke Festival in St. Pölten. Am vergangenen Wochenende stand sie zwar noch in Chicago, beim Musikfestival Lollapalooza, auf der Bühne. Sie soll aber bereits ausgesprochen müde und lustlos gewirkt haben.

Am Mittwoch wurde die Britin, die sich selbst als „Alles-oder-Nichts-Person“ bezeichnet, „wegen schwerer Erschöpfung“ in einem Londoner Krankenhaus behandelt, kurz darauf wurden weitere Konzerte in Norwegen und Dänemark gecancelt. Laut einer Sprecherin des Plattenlabels Universal Music soll sich die Sängerin eine Zeit lang schonen.


Amy Winehouse ist eine Art Janis Joplin des 21. Jahrhunderts, zumindest was das Leben abseits der Bühne betrifft. Über ihre Alkoholprobleme spricht die junge Britin in Interviews erstaunlich offen – was wohl mit ein Grund ist, warum so oft darüber geschrieben wird. Da gibt es Sätze wie: „Das mit dem Saufen ist natürlich ein Problem – und ich hasse es, wenn ich mit Blackouts und blauen Flecken aufwache“.

Das sei die eine Seite, der Alkohol würde ihr aber andererseits beim Lieder-Schreiben helfen. Genauso wie das Unglücklich (verliebt) sein: „Wenn ich Kummer habe, schreiben sich die Songs fast alleine“, sagte Winehouse in einem Interview mit dem „Presse-Schaufenster“ im Frühling, indem sie auch betont, dass ihre Lieder immer autobiografisch seien.

Unglücklich verliebt ist Winehouse mittlerweile nicht mehr. Sie hat am 18. Mai ihren Langzeit-On-and-Off-Freund Blake Fielder-Civil geheiratet. Vielleicht fehlt der Musikerin jetzt gar der Kummer, um auf der Bühne alles zu geben.

ZUR PERSON

Amy Winehouse, geb. am 14.September 1983, aufgewachsen im nördlichsten Stadtteil Londons, in Enfield. Sie begann mit 16 Jahren Musik zu machen, ihr erstes Album „Frank“ fand 2003 großen Anklang.

Für das zweite Album „Back to Black“ erhielt sie im Februar 2007 den Brit Award als „Beste Sängerin“. Wegen schwerer Erschöpfung musste sie mehrere Konzerte absagen, wie den Auftritt beim Nuke Festival in St. Pölten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2007)

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