Alpen-Aliens im Rathaus

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Aus viel Glitter und grüner Farbe bestehen die Kostüme für die Life Ball Style Bible 2008. Passend zum Ball-Motto „Weltall“.

So eine Venus von Willendorf gab's bis jetzt noch nicht. Grasgrün ist sie und mit sechs Brüsten ausgestattet. „Wir haben einfach geschaut, welche übermäßig dicken Figuren es in der Kulturgeschichte gab“, sagt Frank Gassner. Er hat das glitzergrüne Kostüm nicht nur (mit zwei Kolleginnen) angefertigt, sondern er trägt es auch. Beim Foto-Shooting für die Life Ball Style Bible 2008. Und vermutlich auch am Ball in 156 Tagen.

Bis dahin ist aber noch viel zu tun. Seit Mittwochvormittag herrscht in den Fotostudios am Rudolfsplatz kreatives (und vor allem hektisches) Chaos. Während Fotograf Andreas H. Bitesnich das erste Sujet (von insgesamt 14) fotografiert, wird bereits das nächste Model „dekoriert“ (ja, so kann man das ruhig nennen), zum Alpen-Alien. Ein grünköpfiger Außerirdischer mit Gamsbart-Hut (by Mühlbauer) und in Trachtenmontur (von Designer Andreas Enzenhofer, Modehaus Gössl).

Das Motto für den 16. Life Ball (und damit für die Style Bible, die als Verkleidungsratgeber für Ball-Besucher gedacht ist) hat sich Ball-Papa Gery Keszler im Sommer überlegt. Das Generalthema Weltall („Landing on Planet Life Ball“) spielt mit der Andersartigkeit und Fremdheit von Außerirdischen und soll auf das Problem der Ausgrenzung Aids-Kranker aufmerksam machen, so Keszler. Weil das wirklich Bedrohliche an der Krankheit immer noch die soziale Kälte sei, mit der Aids-Kranke nach wie vor konfrontiert seien.

So ganz nebenbei hat das Space-Motto auch noch ein Gutes: es hat nichts mit Fußball zu tun. Was angesichts der zeitlichen Nähe zwischen Charity-Ball im Rathaus (am 17. Mai) und dem Start der Fußball-EM am 7. Juni angenehm überrascht.

Während sich Fotograf Bitesnich zur Mittagszeit am (mittlerweile kalt gewordenen) Mini-Buffet stärkt, bringt Designer Thomas Kirchgrabner Mäntel für das nächste Sujet vorbei, die „Space-Lesben“, wie Keszler sie getauft hat.

Frank Gassner darf in der Zwischenzeit sein drei Meter breites Kostüm ausziehen. Der langjährige Assistent von Hermann Nitsch hat im Frühling eine freie Werkstatt in Wien gegründet und will dort vor dem Life Ball Workshops zum Kostüme basteln anbieten. Keszler gefiel das so gut, dass er Gassner um ein Kostüm für die Stil-Fibel bat. Die Venus von Willendorf (mit Teletubby-Kopfbedeckung) und andere Kostüme werden ab Februar auf www.stylebible.org zu sehen sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2007)

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