KULTURPOLITIK: Hin und wieder, eher selten, eine Frau

Vor allem Ex-Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer favorisierte Ladies im Kulturbereich.

Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Nationalbibliothek, Gabriele Zuna-Kratky, Leiterin des Technischen Museums, und Agnes Husslein, Chefin des Belvedere – das waren die interessantesten Personal-Entscheidungen von Elisabeth Gehrer für Frauen im Kultur-Bereich. Ihre Devise, bei gleicher Qualifikation werden Frauen vorgezogen, wurde kritisiert, speziell von männlichen Interessenten an den Jobs, natürlich nicht offiziell: Ungerecht, murrten sie. Für die Museums-Sektion im Ministerium wählte Gehrer Brigitte Böck, sie ist inzwischen in Pension.

Gehrers Nachfolgerin, die Bankerin Claudia Schmied, berief zwar mit Andrea Ecker eine Frau als Leiterin der Kunst-Sektion, die neue Super-Sektion Bundestheater und Bundesmuseen erhielt jedoch Michael Franz, der von der Bank Austria kam.

Großbühnen in Männerhand

Sämtliche Wiener Großbühnen wurden zuletzt neu besetzt – mit Männern. Eine Frau in der Staatsopern-Direktion? Undenkbar. In der Burg folgt auf Klaus Bachler Matthias Hartmann, obwohl mit Elisabeth Schweeger und Andrea Breth zwei Frauen im Gespräch waren. Die Josefstadt ging an Herbert Föttinger, das Volkstheater, in dem 17 Jahre mit Emmy Werner eine Frau regiert hatte, an Michael Schottenberg. Thomas Drozda, Burgtheater-Geschäftsführer, wird Nachfolger Franz Häußlers bei den Vereinigten Bühnen Wien (VBW). Dort leitet Kathrin Zechner das Musical. Wenigstens eine an der Spitze. Meist bleiben tüchtige Frauen wie in anderen Bereichen in der zweiten Linie hängen. Als erfahrene Organisatorinnen sind sie gern gesehen – ein Beispiel dafür ist Burg-Vizedirektorin Karin Bergmann.

Beobachter meinen, dass sich die Chancen für Frauen trotzdem verbessert haben. Klimatisch, aber auch über Netzwerke, in die Frauen Eingang gefunden haben (Rotarier), bzw. solche, die sie selbst gründeten (Bildungsarchitektinnen). Ein Vorteil für Frauen dürfte die verstärkte Ausschreibung von Positionen sein, die früher informell vergeben wurden, oft an jene mit Partei-Verbindungen: CV (Schwarz), Freimaurer (Rot). Bewerbungen von Frauen besonders willkommen,steht jetzt oft in Ausschreibungsunterlagen, z. B. beim KHM.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2008)

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