Thiem: "Weiß jetzt, dass ich gegen die Besten siegen kann"

Dominic Thiem
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Dominic Thiem begeisterte mit dem Triumph über Stanislas Wawrinka, Nummer drei der Welt. Er selbst eilt den Top 50 entgegen.

Im dritten Anlauf gegen einen Top-Ten-Spieler hat es geklappt und Dominic Thiem fühlte sich wohl erstmals so richtig im "Tennis-Himmel": Der 1:6,6:2,6:4-Erfolg über den Weltranglisten-Dritten und diesjährigen Australian-Open-Sieger Stanislas Wawrinka am späten Dienstagabend des 6. Mai in der zweiten Runde von Madrid war ein Meilenstein für den erst 20-jährigen Niederösterreicher.

Thiem hat seine Ausnahme-Erscheinung im internationalen Tennis erstmals mit einer Sensation bekräftigt. Er ist der jüngste Spieler in den Top 100 und hat nun bereits klar Kurs in Richtung Top 50 genommen. Allein der Achtelfinaleinzug in Madrid hievt Thiem bereits an die Top 60. Thiem ist der erste 20-Jährige seit Juan Martin Del Potro 2009 auf dem Weg zum US-Open-Titel, der einen Top-3-Spieler geschlagen hat und wird auch auf der Tour als "rising star" gehandelt.

Am Donnerstag geht es für den Lichtenwörther nun sogar um sein erstes Viertelfinale auf Masters-1000-Niveau - oder insgesamt 180 Punkte für das Ranking und 87.680 Euro Preisgeld. 90 Zähler hat er bereits sicher. Weder Michail Juschnij (RUS-15) noch Feliciano Lopez (ESP) sind für Thiem unbezwingbar. Das hat das Match gegen Wawrinka gezeigt.

An das neue Level gewöhnt

Beeindruckend, wie er gegen den in diesem Jahr besten Spieler nach glatt verlorenem ersten Satz zurück gekommen ist. Aber es ist eine Stärke von Thiem, dass er sich bei Rückstand noch einmal zu steigern vermag. Dass sich ein 20-Jähriger in sieben von acht Turnieren auf ATP-Tour-Level durch die Qualifikation kämpft, ist auch keine Selbstverständlichkeit. "Die Quali-Matches helfen viel, ich gewöhne mich an das Level der Top-100-Spieler", meinte Thiem Dienstagabend bescheiden. Doch der Weg nach oben scheint vorgezeichnet.

Und wer nach oben will, der muss auch Rückschläge verdauen. So geschehen vergangene Woche im Achtelfinale von Barcelona, als Thiem gegen den Kolumbianer Santiago Giraldo nicht weniger als fünf Matchbälle nicht verwerten konnte. Gegen Wawrinka nützte er gleich den ersten. "Wawrinka hat einen Vorhandfehler gemacht und Giraldo hat die fünf Matchbälle so gut gespielt, da konnte ich nichts machen. Das ist das Gute am Tennis, dass man jede Woche wieder eine neue Chance hat. Und man an Niederlagen nicht lang grübeln kann."

Eingestellt ist Thiem hervorragend, und auch mit seiner bescheidenen Art hat er schon jetzt viele Sympathien nicht nur unter den Tennis-Fans, sondern auch auf der Tour gefunden. Der Aufstieg seines Schützlings freut natürlich auch seinen Langzeit-Trainer Günter Bresnik, der mit Thiem seit dessen elftem Lebensjahr zusammenarbeitet. "Er ist ein äußerst vielversprechender Spieler. Er hat heute nicht einmal seine Möglichkeiten voll abgerufen, nicht sein bestes Tennis gespielt und trotzdem gewonnen", meinte Bresnik. "Er hat endlich einmal den Schritt geschafft, einen Top-Ten-Spieler zu schlagen, das war ihm sehr, sehr wichtig."

Bresnik, der früher u.a. mit Boris Becker, Henri Leconte, Patrick McEnroe, Horst Skoff und Stefan Koubek gearbeitet hat, weiß seit vielen Jahren um das Potenzial des 1,85 m großen Rechtshänders mit der herausragend guten einhändigen Rückhand. Noch vor Jahresfrist stand Thiem auf Platz 258 im ATP-Ranking, Ende 2013 war er 139. und am 17. Februar knackte er erstmals die Top 100. Ab Montag ist er, aber auch weil Jürgen Melzer ein halbes Jahr pausieren musste, erstmals bestplatzierter Österreicher in der Weltrangliste.

Bresnik: "Rückhand ist überragend"

Bresnik warnt zwar, dass man "die Kirche im Dorf lassen" muss, andererseits scheint bei Thiem, sofern er gesund bleibt, ein Weg vorgezeichnet, der ihn durchaus in die Top Ten führen kann. Besonders bei der Rückhand gerät Bresnik ins Schwärmen: "Die Rückhand ist einfach ein überragender Schlag. Diese einhändige Rückhand longline ist ein Schlag, der seinesgleichen suchen muss."

Topmotiviert ist Thiem ohnehin, doch für das Selbstvertrauen war der Sieg über den dreifachen Turniersieger 2014 (Australian Open, Monte Carlo und Chennai) Gold wert. Gegen Jo-Wilfried Tsonga im vergangenen Herbst in der Wiener Stadthalle (6:7 im dritten Satz) und Andy Murray Mitte Februar in Rotterdam (ebenfalls in drei Sätzen) gab es noch knappe Niederlagen, doch nun hat Thiem sogar den bisher besten Spieler des Jahres geschlagen.

"Ich habe gegen Tsonga gut gespielt und verloren und gegen Murray gut gespielt und verloren. Jetzt hab ich endlich gegen einen von den ganz Großen gewonnen", ließ Thiem seine Fans auf Facebook wissen. "Ich werde noch gegen wahnsinnig viele Leute weiter hinten im Ranking verlieren. Aber ich weiß jetzt, ich KANN auch gegen die Allerbesten gewinnen. Das macht mich mega stolz und ist eine mega Motivation."

(APA)

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