"Uns reicht's!": Belegschaft über VAI-Zerschlagung verärgert

SIEMENS VAI-VERKAUF: INFORMATIONSVERANSTALTUNG DER VAI-BELEGSCHAFT
SIEMENS VAI-VERKAUF: INFORMATIONSVERANSTALTUNG DER VAI-BELEGSCHAFTAPA/RUBRA
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Obwohl Linz ein "wesentlicher Standort" bleiben soll, kann VAI-Chef Neumann einen Mitarbeiterabbau nicht ausschließen.

Der Chef der Linzer Siemens VAI, Albrecht Neumann, kann einen Mitarbeiterabbau nicht ausschließen. Das erklärte er nach einem Treffen von ihm und Siemens-Österreich-Generaldirektor Wolfgang Hesoun mit der oberösterreichischen Landesregierung am Donnerstag in Linz. Mit der Partnerschaft sollte in einem schwierig gewordenen Stahlmarkt eine bessere Marktposition erreicht werden. Beide Partner seien "komplementär" aufgestellt, was die Marktdurchdringung, die geografische Präsenz und das Portfolio betreffe.

Mitarbeiterabbau nicht ausgeschlossen

Die Holding des Joint Ventures soll in Großbritannien angesiedelt werden. Linz solle aber ein "wesentlicher Standort" und das operative Geschäft von dort aus geführt werden. Auf die Frage, was das für die Arbeitsplätze bedeute, stellte Neumann fest, derzeit würden die Planungen für das Joint Venture aufgenommen. Es habe die Aufgabe, in schwierigen Märkten zu wachsen. Auf die Nachfrage, ob er einen Personalabbau ausschließen könne, sagte er: "Das kann ich nicht ausschließen."

Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) konkretisierte, die Firmenvertreter hätten davon gesprochen, dass es weltweit 10 bis 12 Sektoren geben werde, 4 bis 5 dieser werden in Linz angesiedelt sein Niemand lege sich bezüglich Mitarbeiterzahlen fest, diese würden auch von der Auftragslage abhängen, gab er zu bedenken.  "Wir bleiben weiterhin hellwach", sagte Pühringer. Entscheidend sei, dass das auch eingehalten werde, was jetzt den Mitarbeitern versprochen werde. Man stehe hinter der Belegschaft - in Linz laut LH 1.600 Stammpersonal und 300 Leasingkräfte - und werde einfordern, dass die operativen Headquarter in Linz im Unternehmen auch etwas zu sagen haben.

An der internen Veranstaltung für die Mitarbeiter nahmen laut Angestelltenbetriebsratschef Gerhard Bayer um die 1.000 Personen teil. Dabei wurde erklärt, dass von den 9.000 Mitarbeitern, die das geplante Joint Venture mit Mitsubishi haben soll, 8.000 aus der VAI und 1.000 aus Mitsubishi kommen dürften. Ob, in welchem Maß oder in welchem Zeitraum es einen Jobabbau in Linz geben wird, "kann man noch gar nicht sagen", so Bayer am Donnerstag.

Die Stimmung sei gefasst gewesen, "die Leute waren auch neugierig", es habe eine "offene Diskussion" gegeben. "Ich habe eingefordert, dass der Betriebsrat mit eingebunden wird", so Bayer. Das sei ihm von der Geschäftsführung auch zugesichert worden. "Wir werden den Herren auf die Finger schauen", kündigte er an.

Protestmarsch der Mitarbeiter

Zuvor hatte die Belegschaft Donnerstagvormittag ihrem Ärger Luft gemacht. "Uns reicht's!!!", war auf Flugblättern zu lesen, vor dem Design Center ausgeteilt wurden. Ein Teil der Beschäftigten - laut Betriebsrat 100 bis 200 Personen - hatte aus Protest an einem Fußmarsch, beginnend bei der Firmenzentrale, teilgenommen. Wie berichtet, verkauft Siemens 51 Prozent des Unternehmens an den japanischen Konkurrenten Mitsubishi Heavy Industries (MHI).

"Mit uns nicht, da könnt ihr kopfstehen!", stand auf einem Transparent an der Spitze des Zugs. Die Mitarbeiter, unterstützt von der Gewerkschaft und teilweise mit Trillerpfeifen ausgerüstet, gaben sich kämpferisch: Man dulde keine Zerschlagung des VAI-Industrieanlagenbaus, akzeptiere keine weiteren Kündigungen, verurteile den "Gesetzesbruch bei der Informationspflicht gegenüber der Belegschaftsvertretung" und fordere eine Standortsicherung in Linz mit den derzeitigen Beschäftigten. Vor dem Gebäude war ein Grabkranz "In letzter Erinnerung einer österreichischen Lösung" aufgestellt.

Der Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich, Johann Kalliauer, zeigte sich über die Ereignisse bei der VAI "erschüttert" und forderte einen Gipfel, in dem zu allererst geschaut werden müsse, was für betroffenen Mitarbeiter getan werde könne. Die Eigentümer Siemens und Mitsubishi forderte er auf, ein Konzept für die Sicherung des Standorts Linz vorzulegen und die Belegschaft umgehend und umfassend zu informieren.

(APA)

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