Vorwürfe gegen Freund: "Informationen zeugen von Überwachung"

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Vorwürfe gegen Freund: "Informationen zeugen von Überwachung"Die Presse
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Freunds angebliche Spionage-Akte ist Teil eines Sammeldossiers über ausländische Diplomaten, erklärt das slowenische Staatsarchiv.

Das slowenische Staatsarchiv hat am Dienstag bestätigt, dass der SPÖ-EU-Spitzenkandidat Eugen Freund in der Zentralevidenz des früheren Staatssicherheitsdienstes SDV vorkommt. Seine Akte gehört demnach in ein Sammeldossier, in dem die Dossiers von ausländischen Diplomaten gesammelt wurden.

In der Zentralevidenz wurden laut dem Archiv alle Personen erfasst, die auf irgendeine Weise wichtig oder interessant für die Staatssicherheit waren. Deswegen kommen in der Evidenz nicht nur die Angestellten, Mitarbeiter und Quellen der SDV vor, sondern vor allem jene Personen, die man überwachte. Die Berichte enthielten nach Angaben des Archivs allgemeine Daten über den jeweiligen Diplomaten, seine slowenische Bekanntschaften, die Orte, die er besuchte, sowie Informationen über seine Interessen, Fragen bzw. Standpunkte, die er zum Ausdruck brachte.

"Die Informationen aus den Dossiers zeugen von Überwachung und nicht von Kooperation. Sie wurden überwiegend von Mitarbeitern und Quellen der SDV, teilweise aber auch durch Verfolgung und andere Methoden (geheime Untersuchungen, Fotografieren...) gesammelt", so das Archiv.

Am Montag waren Vorwürfe laut geworden, Freund sei im Jahr 1978 ein Mitarbeiter des jugoslawischen Geheimdienstes gewesen. Das Online-Magazin Politikis.si schrieb unter Berufung auf den slowenischen Publizisten Roman Leljak, Freund scheine auf einer Liste ehemaliger jugoslawischer Geheimdienstmitarbeiter auf und habe für seine Tätigkeit Geld erhalten. Beweise dafür konnte er nicht vorlegen. Freund spricht von einer Lüge und vermutet eine Intrige der FPÖ.

Einzeldossier nicht mehr vorhanden

Eugen Freund taucht in der Zentralevidenz mit Bezug auf ein SDV-Dossier unter der Nummer 14002-9409 auf. Die Anfangsnummer 14002 stehe als Bezeichnung für ein Sammeldossier, dessen Inhalt von der SDV mit dem Titel "Diplomatische Besuche in der Sozialistischen Republik Slowenien" angeführt wurde, erklärte das Archiv. Aus diesem umfangreichen Sammeldossier sind nur 336 einzelne Dossiers erhalten worden, jenes von Freund sei nicht dabei.

Die konkrete Natur von Kontakten zwischen einer Einzelperson und dem Staatssicherheitsdienst könne nur dann ziemlich genau rekonstruiert werden, wenn es das persönliche Dossier gebe. "Im Fall von Eugen Freund ist es aufgrund des fehlenden Dossiers schwierig mit Sicherheit zu behaupten, was darin stand. Durchaus kann man aber anführen, was die Eigenschaften der 336 erhaltenen Dossiers von Einzelpersonen aus dem Sammeldossier 14002 sind: meistens handelt es sich um nur wenige Seiten von Akten ausländischer Diplomaten", hieß es.

(APA)

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