Alte Leicas sind begehrte Sammlerobjekte. Vor zwei Jahren wurden bei einer Auktion 2,16 Millionen Euro für eine 0-Serien-Leica geboten. Der deutsche Hersteller nützt die Sammelwut mit speziellen Sondermodellen.
Natürlich funktionieren sie noch, manche sehen sogar fast neu aus. Aber kein vernünftiger Mensch würde in eine dieser alten Leicas einen Film einlegen oder sie auf ein Stativ schrauben. Dafür sind sie zwar gemacht, aber dafür sind sie nicht mehr da: Mittlerweile sind diese Kameras eine Wertanlage wie eine Wohnung – mit dem Unterschied, dass sie mehr als die meisten Wohnungen wert sind.
Nur etwa 25 Stück der sogenannten 0-Serien Leica wurden im Jahr 1923 hergestellt. Es waren Testkameras, die zwei Jahre vor Beginn der Serienproduktion verteilt wurden, um Meinungen einzuholen. Im Frühjahr 2012 wurde eine dieser Kameras (Seriennummer 116, die 16.Kamera der 0-Serie) um 2,16 Millionen Euro versteigert. Ein Jahr früher, im Mai 2011, machte ein Sammler im Vergleich dazu ein Schnäppchen: Er ersteigerte die siebte Kamera (Nummer 107) um vergleichsweise günstige 1,32 Millionen Euro.
Der Mann, der die beiden Leicas versteigert hat, ist der Wiener Peter Coeln. In seinem Auktionshaus Westlicht werden ständig die Rekorde für die teuersten Kameras der Welt aufgestellt. Und die ersten Plätze werden alle von Leicas gehalten. Einer der tatsächlich ersten Fotoapparate der Welt, ein Holzkasten gebaut von Louis Daguerres Schwager, eine Daguerréotype Giroux aus dem Jahr 1839, brachte vergleichsweise bescheidene 732.000 Euro ein.
„Leicas bringen deswegen so viel Geld, weil es weltweit viele Sammler gibt und die Kameras durch spezielle Seriennummern oder Fertigungen einzigartig sind“, erklärt Coeln. Die zweitteuerste Kamera der Welt etwa, eine Leica M3D, die 1955 speziell für den „Life“-Fotografen David Douglas Duncan hergestellt wurde: Von dieser Serie wurden überhaupt nur vier Kameras produziert. Ein Sammler bezahlte im November 2012 für Duncans M3D 1,68 Millionen Euro.
Nicht wenige Besitzer oder potenzielle Käufer von alten Leicas werden sich über den aktuellen Boom ärgern. Kameras, die man vor einigen Jahren noch um einen fünfstelligen Betrag kaufen konnte, gehen jetzt um sechsstellige Beträge weg – etwa die schwarze Leica MP2, die bei einer Westlicht-Auktion 403.000 Euro erzielt hat.
Der deutsche Kamerahersteller schürt die Sammelwut seiner Fans mit immer neuen Sondermodellen. Zur 100-Jahr-Feier an diesem Wochenende in Wetzlar hat man mehrere limitierte Modelle aufgelegt. Das begehrteste davon ein Koffer mit zwei Leicas, der digitalen M-Monochrom und einer neu entwickelten Filmkamera M-A. Einem Sammler war der Koffer Nummer eins von 100 stolze 144.000 Euro wert.
Für die Leica, die Henri Cartier-Bresson im Bild links in der Hand hält, zahlte ein Sammler bei der aktuellen Versteigerung in Wetzlar übrigens 52.800 Euro. (rie)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2014)