Verdi zu Amazon-Streik: "Mal sehen, wer längeren Atem hat"

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Die Gewerkschaft sieht den Streit mit dem Online-Riesen als Kulturkampf. Eine Amerikanisierung der Arbeitsbedingungen wolle man nicht zulassen, sagte Verdi-Chef Birske.

Zuletzt legten kurz vor Ostern Amazon-Beschäftigte in Leipzig und Bad Hersfeld die Arbeit nieder. Nun hat in der Nacht zum Freitag in deutschen Bad Hersfeld erneut ein Streik beim Online-Versandhändler Amazon hat  begonnen. "Der Streik läuft seit Mitternacht", sagte eine Sprecherin der Gewerkschaft Verdi Freitagfrüh in Bad Hersfeld.

"Wir können das lange durchhalten. Es sind zwei Parteien, die auf einen langen Atem setzen. Mal sehen, wer den längeren hat", sagte Gewerkschaftschef Frank Bsirske in Leipzig.

Kulturkampf

Nach Angaben der Gewerkschaft beteiligten sich am Freitag an beiden Standorten jeweils um die 300 Beschäftigte. Amazon teilte dagegen mit, die Reaktion auf den Streikaufruf sei "verhalten" gewesen. "Insgesamt sind weniger als 350 Mitarbeiter an den Standorten Bad Hersfeld und Leipzig nicht zur Arbeit erschienen." Die große Mehrheit habe gearbeitet, Auswirkungen auf den Versand habe es nicht gegeben.

Verdi-Chef Bsirske sieht die Streiks bei Amazon als Kulturkampf. "Amazon ist die zentrale Auseinandersetzung um die Zukunft der Arbeitsbedingungen in unserem Land", sagte er. "Wollen wir eine Amerikanisierung der Arbeitsbedingungen zulassen oder setzen wir ein faires Miteinander durch?" Verdi werde versuchen, weitere Standorte des US-Versandriesen in den Arbeitskampf mit einzubeziehen.

Streit um Tarifvertrag

Die Streikwelle bei Amazon läuft bereits ein gutes Jahr. Erst kürzlich hat die Gewerkschaft die Kampfansage gegen den Handelsriesen erneuert. ver.di will für die Mitarbeiter die besseren Konditionen des Einzelhandelstarifs erreichen. Amazon sieht sich als Logistiker, der mit seinen Löhnen am oberen Ende des Branchenüblichen liegt. Amazon lehnt die Aufnahme von Tarifverhandlungen strikt ab. Amazon-Beschäftigte erhalten im ersten Jahr 9,55 Euro brutto in der Stunde, im zweiten Jahr sind es 10,47 Euro. Dazu kämen unter anderem Weihnachtsgeld, Bonuszahlungen und Aktienpakete.

Im Herbst des vergangenen Jahres hatte Amazon auch drei große neue Logistikzentren in Polen angekündigt. Zudem kursierten wegen der zahlreichen Streiks seit Mai 2013 Gerüchte über Verlagerungen von Auslieferungslagern Deutschland nach Polen und Tschechien. Dies wurde jedoch von Amazon dementiert. Insgesamt gibt es in Deutschland neun Versandzentren mit insgesamt 9000 Beschäftigten.

(APA/dpa)

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