Flughafen Berlin: Mehdorn gerät stark unter Druck

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Korruption, Kostenchaos, kein Starttermin in Sicht: BER-Chef Hartmut Mehdorn verspielt immer mehr Vertrauen bei Bund und Banken.

Berlin. Die Geschichte des geplanten Großflughafens Berlin-Brandenburg ist voller Schrecken und noch lange nicht zu Ende. Nun kommt auch noch Korruption dazu: Eine halbe Million Euro soll Technikchef Jochen Großmann gefordert haben – als Dankeschön vom holländischen Projektkonzern Arcadis, der die Entrauchungsanlage des Pannen-Airports um 1,4 Mio. umplanen sollte. Damit läge ein handfester Schmiergeldskandal vor. Ein herber Schlag für Hartmut Mehdorn: „Ich bin stocksauer“, gab der Vorstandschef des BER zu Protokoll, dass jemand sein Vertrauen so „schamlos ausgenutzt“ habe.

Vertrauen verspielt jedoch auch Mehdorn selbst. Der 71-jährige frühere Topmanager der Deutschen Bahn und von Airberlin kommt immer stärker unter Druck. Vor einer gestrigen Sondersitzung des Aufsichtsrats forderte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) laut „Süddeutscher“ eine externe Kontrolle von Kosten und Projektfortschritt durch Wirtschaftsprüfer, die direkt an die Eigentümer berichten. Ein solches Misstrauensvotum konnte Mehdorn offenbar noch abwenden: Es bleibt bei seinem Vorschlag einer Antikorruptionstruppe, die intern und extern besetzt wird. Damit verschiebt sich der Showdown bis zur nächsten Sitzung Ende Juni. Fest steht jetzt schon: Eigentümer und Geldgeber wollen nicht länger zusehen, wie die Kosten ohne genaue Rahmenplanung weiter anschwellen (aktuell auf über fünf Milliarden), ein Starttermin aber immer noch nicht abzusehen ist.

Zahlungsstopp droht

Mitte Mai drohte das Bankenkonsortium laut „BZ“: Wenn nicht bald ein belastbares Finanzkonzept vorliegt, wollen sie die im Herbst fällige Zahlung von 119 Mio. Euro (aus einem Gesamtrahmen von 2.4 Mrd.) stoppen. Dann müsste, nicht zum ersten Mal, der Steuerzahler einspringen. Und nun die Korruptionsaffäre. Zwar hat Mehdorn korrekt gehandelt: Als Arcadis den Bestechungsversuch Anfang Mai meldete, ließ er umgehend intern ermitteln, übergab die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft und beurlaubte den mutmaßlich korrupten Mitarbeiter. Aber Großmann war sein Mann gewesen. Erst Mitte des Vorjahres hatte der Ingenieur aus Dresden mit einem kleinen Beratungsauftrag beim BER angeheuert und wurde rasch zur großen Hoffnung aufgebaut. Er sollte endlich das Hauptproblem in den Griff bekommen: die heillos falsch geplante Brandschutzanlage.

Großmann sorgte dafür, dass der bisher Verantwortliche gefeuert wurde, und setzte ein viel teureres Konzept zur Bändigung des „Monsters“ durch – ein bewusst „hochfrisierter“ Vorschlag, wie der „Spiegel“ nun vermutet. Mehdorn aber wehrt sich dagegen, die Pläne auf den Prüfstand zu stellen: Der „beschrittene Weg“ werde weiter begangen, „es steht und fällt auch nicht mit einem einzelnen Mitarbeiter“. Das ist optimistisch gedacht: Immerhin steht der BER nun ohne Technikchef und ohne Planungsleiter da. Die Optimisten unter den Prognostikern hatten zuletzt auf einen Eröffnungstermin Anfang 2017 getippt. Ihre Hoffnung dürfte sich nicht erfüllen. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter fordert schon die Ablösung Mehdorns: Er sei gescheitert, „den Saustall BER auszumisten“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2014)

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