Regierungsvertreter verteidigen Zugriff auf Vorratsdaten

Computerkabel / Computer cable
Computerkabel / Computer cablewww.BilderBox.com
  • Drucken

Am Donnerstag hat das Höchstgericht die Vorratsdatenspeicherung öffentlich verhandelt. Spätestens im Herbst soll es ein Urteil geben.

Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat sich in einer öffentlichen Verhandlung am Donnerstag mit der Vorratsdatenspeicherung beschäftigt. Nach der Aufhebung der EU-Richtlinie muss der VfGH entscheiden, ob das heimische Gesetz verfassungswidrig ist. Ein Urteil wurde nach der öffentlichen Verhandlung wie üblich noch nicht verkündet. Damit ist spätestens im Herbst zu rechnen.

Die Antragsteller - die Kärntner Landesregierung, ein Angestellter eines Telekommunikationsunternehmens sowie eine weitere Privatperson des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung - sahen in der anlasslosen flächendeckenden Speicherung einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Grundrechte. Außerdem argumentierten sie, dass die Effizienz der Maßnahme nicht empirisch belegbar sei. Es gebe keinen Hinweis darauf, dass es ohne Vorratsdaten nicht zur Aufklärung der Delikte gekommen wäre, meinte der Vertreter der Kärntner Landesregierung. Außerdem sei die Verhältnismäßigkeit nicht gegeben.

Die Regierungsvertreter - darunter Christian Pilnacek, Sektionschef im Justizministerium - sahen die Verhältnismäßigkeit der Maßnahme sehr wohl gegeben, da der Zugang geregelt sei und eine Speicherfrist festgelegt wurde. Die Antragsteller betrachteten dagegen bereits die Speicherung, nicht erst den Zugang zu den Daten als unzulässigen Eingriff.

Oft Ermittlungen wegen Diebstahls betroffen

Laut einem Bericht des Rechtsschutzbeauftragten trug die Maßnahme bei weniger als der Hälfte der Fälle zur Aufklärung bei. Mit Abstand am häufigsten wird bei Ermittlungen wegen Diebstahls auf Vorratsdaten zurückgegriffen.

Was wäre, wenn die Vorratsdatenspeicherung aufgehoben würde, fragte VfGH-Vizepräsidentin Brigitte Bierlein. Dann würde es keinen Zugriff mehr auf die Daten geben, denn wenn die Unternehmen nicht zur Speicherung verpflichtet seien, dürften sie es auch nicht tun, erklärte Pilnacek. Die Fragen der Verfassungsrichter bezogen sich außerdem darauf, ob die gelöschten Daten wiederherstellbar seien, was zumindest die Regierungsvertreter verneinten. Auch der Beginn der sechsmonatigen Speicherfrist und die Einsatzmöglichkeit bei Internetdiensten wie "Whats app" oder Internettelefonie wurden erörtert.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Internet

Vorratsdatenspeicherung: Umstrittene Maßnahme zur Terrorismus-Bekämpfung

Daten und Fakten zur Vorratsdatenspeicherung.
An illustration picture shows a network cable wrapped around to a pack of smartphones in Berlin
Mobil

Vorratsdaten: VfGH weist 11.000 Anträge zurück

Nur der Erst-Antragsteller des Sammelantrags gegen die Datenspeicherung ist ausreichend legitimiert. Am Donnerstag wird verhandelt.
Kommentare

Ein Urteil als Lebenszeichen der Demokratie

Das Vorratsdaten-Aus zeigt, dass die Gewaltentrennung funktioniert.
A detail from graffiti art is seen on a wall near the headquarters of Britain´s eavesdropping agency, GCHQ, in Cheltenham, western England
Recht allgemein

Aus für Vorratsdaten-Speicherung auch in Österreich

Mit sofortiger Wirkung hat der VfGH die Speicherung von Verbindungsdaten ohne Anlass aufgehoben. Das Gesetz widerspreche Menschenrechten.
Internet

Vorratsdatenspeicherung: Umstrittene Maßnahme zur Terrorismus-Bekämpfung

Daten und Fakten zur Vorratsdatenspeicherung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.