Neuer Niemetz-Chef sucht neuen Standort für Schwedenbombe

Der ehemalige Meinl-Manager Schaller wird ab sofort den Süßwarenhersteller leiten. Die Übersiedlung des Betriebes wird seine erste große Entscheidung.

Neuzugang in der Welt der Schwedenbombe: Gerhard Schaller ist ab sofort neuer Chef des Süßwarenherstellers Niemetz. Er war zuvor Geschäftsführer bei Kraft Foods Österreich und hat zuletzt das Auslandsgeschäft für den Meinl-Konzern geleitet - zu dem Niemetz inzwischen gehört. Wobei das Aus für den Standort bereits besiegelt ist. Die Suche nach einer neuen Produktionsstätte läuft.

Vor einem Jahr hat die Meinl-Tochter Heidi Chocolat AG den insolventen Schwedenbombenproduzenten übernommen. Der Stammsitz am Rennweg war von den früheren Eigentümern zuvor jedoch bereits verkauft worden. Nun sind drei bis vier neue Locations im Gespräch, wie Schaller und der Aufsichtsratsvorsitzende der Heidi Chocolat AG, Gerald Neumair, im APA-Gespräch berichteten. Es handelt sich dabei sowohl um Orte in Wien als auch im Umland.

Ein Jahr ist es her, seit die Firma Niemetz von Heidi Chocolat (Meinl-Gruppe) übernommen wurde. Die Rettung der Schwedenbombe, die von rund 20.000 Fans auf Facebook gefordert wurde, ist geglückt. Doch 2015 wird übersiedelt. Die "Presse" wirft noch einmal einen Blick auf die klassische Produktion der Schwedenbombe im Firmensitz am Rennweg in Wien. Die Presse (Clemens Fabry)

An der Dressieranlage wird mit dem Tüllenstock die Eiweißmasse auf die Waffelböden gespritzt. Die Presse (Clemens Fabry)

Die Produktion der Schwedenbomben verläuft nicht vollautomatisch. Einige Arbeitsschritte werden händisch ausgeführt. Derzeit arbeiten bei Niemetz 70 Mitarbeiter, 55 davon in der Produktion, 15 in Administration und Verkauf. Die Presse (Clemens Fabry)

Hier erhalten die Schwedenbomben ihren Glasurüberzug aus Schokolade. Eine Schwedenbome hat 70 Kalorien. Die streng geheime Rezeptur wird im Niemetz-Haus in einem Tresor aufbewahrt und bleibt auch nach der Übernahme durch Heidi Chocolat unverändert. Die Presse (Clemens Fabry)

An der Verpackungslinie werden die Schwedenbomben händisch in die typische Klarsichtverpackung gelegt. Diese enthält sechs Stück: drei mit Schokoglasur pur, drei überzogen mit Kokosstreuseln. Die Presse (Clemens Fabry)

Wie die Kokosstreusel auf die Schwedenbomben kommen, ist ein Betriebsgeheimnis und durfte nicht fotografiert werden. Dieses Spiel mit den Sorten, den „Nackerten und den Bestäubten“, ist nicht unwesentlich für den hohen Wiedererkennungswert. „Da kann man sich wunderbar darüber streiten“, sagt Heidi-Aufsichtsratsvorsitzender Gerald Neumair (mehr dazu). Die Presse (Clemens Fabry)

Bis zu 400.000 Stück Schwedenbomben können pro Tag in der Produktionsanlage in Wien im 3. Bezirk hergestellt werden. Bis 2015 muss ein neuer Firmenstandort gefunden werden. Drei Standorte im Großraum Wien stehen derzeit zur Wahl. Die Presse (Clemens Fabry)

Seit der Übernahme von Niemetz durch Heidi Chocolat (Meinl-Gruppe) wurde etwa eine Million Euro in den Standort, in Marktforschung und Mitarbeiterorganisation investiert. Der Maschinenpark wurde revitalisiert, die Produktionskapazität nahezu verdoppelt. Die Presse (Clemens Fabry)

Am Verpackungsdesign der Schwedenbomben wurde vorerst nichts geändert. Marktuntersuchungen haben ergeben, dass der Wiedererkennungswert der Schwedenbomben in der traditionellen Klarsichtverpackung sehr hoch ist und etwa auf dem Level von Marken wie Coca Cola oder Red Bull liegt. Die Presse (Clemens Fabry)

Wer Schwedenbomben-Gusto bekommen hat und mit einer Sechserpackung nicht genug hat, kann im Schwedenbombenshop am Rennweg 52 auch eine Zwanzigerpackung erstehen. Die Presse (Clemens Fabry)

Kein Produktionsstopp im Sommer

Nähere Details werden vorerst nicht verraten. Fix ist demnach nur, dass eine rund 10.000 bis 12.000 Quadratmeter große Betriebsfläche nötig sein wird. Die Entscheidung soll jedenfalls noch im Sommer fallen, hieß es.

Apropos Sommer: Die Produktion bei Niemetz steht heuer auch in den heißen Monaten nicht still - wie es in den Jahrzehnten davor üblich war. Man habe als neuer Eigentümer im Vorjahr beschlossen, durchzuarbeiten. Die Schwedenbombe sei zwar ein Frischeprodukt, moderne Kühlketten würden aber auch eine Erzeugung im Sommer erlauben, wurde betont.

2013 mit Absatzplus

Der Vertrieb soll sich künftig nicht nur auf den klassischen Einzelhandel erstrecken, sondern auch auf die Gastronomie, wie Schaller - der bei Kraft Foods für den Gastro-Bereich verantwortlich war - ankündigte. So sollen die beliebten Schoko-Schaumküsse künftig immer öfter in Kaffeehäusern erhältlich sein. Einen Vorgeschmack darauf gibt es bereits am morgigen Dienstag, dem Ein-Jahres-Jubiläum der Übernahme. In rund 40 Lokalen werden Gratis-Bomben verteilt.

Das Jahr 2013 wurde mit einem Absatzplus von 15 Prozent abgeschlossen. "Alles läuft derzeit nach Plan", versicherte Heidi-Chef Neumair. Wobei die positive Entwicklung nicht nur die Schwedenbombe betrifft, sondern auch die Niemetz-Schokoriegel Manja und Swedy. Forciert wird nun übrigens die größere Schwedenbomben-Packung, die 20 Stück enthält - auch wenn es die klassische Sechserpackung weiter geben wird, wie beteuert wurde.

Neue Marketingimpulse sollen auch durch saisonale Verpackungen und aktuelle Promotions erzielt werden. So läuft derzeit etwa ein Gewinnspiel zum Großevent schlechthin - der Fußball WM. Zu gewinnen gibt es dabei unter anderem eine Reise nach Rio de Janeiro. Und am morgigen Jubiläumstag werden auch alle namhaften Wiener Public Viewing-Locations mit dem süßen Snack beliefert.

(APA)