"Sewol"-Ingenieur: "Habe Passagiere nicht retten können"

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Die "Sewol" versank, der Kapitän ging rasch von Bord.(c) REUTERS
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Nur einer der angeklagten Schiffsmitarbeiter sieht eine Schuld bei sich. Der Prozess in Südkorea soll den Tod von mindestens 292 Menschen klären.

Im Prozess gegen die Besatzung der gesunkenen südkoreanischen Fähre "Sewol" hat ein Angeklagter zugegeben, die Passagiere im Stich gelassen zu haben. Er wolle sich nicht damit entschuldigen, "dass er die Passagiere nicht habe retten können, als das Schiff schnell zur Seite gekippt sei", sagte der Anwalt des ersten Schiffsingenieurs. Das berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap am Dienstag.

Angesichts der schlechten Gesundheit seines Mandanten bitte er das Gericht um Gnade, erklärte der Anwalt am zweiten Verhandlungstag. Wegen Schuldgefühlen habe der Mann versucht, sich das Leben zu nehmen.

Viele Crewmitglieder weisen Schuld von sich

Drei Crewmitglieder, die zu den Anklagepunkten Stellung bezogen, bestritten dem Bericht der nationalen Nachrichtenagentur zufolge die gegen sie erhobenen Anschuldigungen. Bei dem Fährunglück am 16. April vor der Südwestküste Südkoreas waren mindestens 292 Menschen ums Leben gekommen. Noch immer gelten zwölf der ursprünglich 476 Insassen als vermisst. Die meisten Fahrgäste waren Schüler auf einem Ausflug.

Der Prozess gegen die 15 leitenden Crewmitglieder hatte vor einer Woche vor dem Bezirksgericht in der Stadt Kwangju im Südwesten des Landes begonnen. Elf Angeklagte einschließlich des Kapitäns hatten dabei den Vorwurf von sich gewiesen, sie hätten ohne Rücksicht auf die Sicherheit der Passagiere das sinkende Schiff frühzeitig verlassen.

Auch "Reederei"-Mitarbeiter vor Gericht

Der Kapitän und drei andere sind wegen vorsätzlicher Tötung angeklagt. Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes droht ihnen die Todesstrafe. Die anderen Besatzungsmitglieder müssen unter anderem wegen Fahrlässigkeit und Verstoßes gegen das Gesetz zur Schiffssicherheit verantworten.

Kommenden Freitag soll auch ein Prozess gegen fünf Vertreter der "Sewol"-Reederei beginnen. Ihnen wird unter anderem Totschlag zur Last gelegt. Nach Angaben der Ermittler war die Auto- und Personenfähre zum Zeitpunkt des Unglücks extrem überladen. Gegen den verschwundenen mutmaßlichen "Sewol"-Eigner und einen seiner Söhne wird seit Wochen landesweit gefahndet.

(APA/dpa)

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