Bis zu 40.000 Menschen werden vor dem Königspalast erwartet, 7000 Polizisten werden während der Krönungszeremonie für die Sicherheit sorgen.
Im Plenarsaal des spanischen Parlaments, in dem Thronfolger Felipe am Donnerstag als König Felipe VI. vereidigt wird, ist alles vorbereitet und geschmückt. Die Besuchertribüne für die 111 geladenen Gäste ist hergerichtet. Das königliche Teppich-Museum schickte zum historischen Anlass prachtvolle Teppiche, die bereits ausgelegt wurden.
Auch die mit rotem Samtstoff dekorierte Bühne, auf der das Thronfolgerpaar, ihre beiden Töchter sowie der spanische Regierungschef Mariano Rajoy und die Parlaments- und Senatsvorsitzenden während der schlichten Krönungszeremonie Platz nehmen werden, ist aufgebaut. Fieberhaft wird noch an der Tribüne am Haupteingang des Parlamentsgebäudes gearbeitet, an dem Spaniens neuer Monarch nach der Krönungszeremonie als Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte eine Militärparade abnehmen wird.
Auch im Madrider Königspalast laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Dutzende Gärtner schneiden in den Palastgärten und auf der dem Palast gegenüberliegenden Plaza de Oriente Hecken, pflanzen Blumen und rechen Beete, damit alles feierlich hergerichtet ist. Palastangestellte schrubben und säubern bereits den Balkon, von dem aus das neue Königspaar den Menschenmassen auf der Plaza de Oriente zuwinken wird. Bis zu 40.000 Menschen werden erwartet. Unter ihnen werden sich auch Juan Luis und seine Frau Olga befinden. "Wir glauben fest daran, dass die Monarchie und das neue Königspaar dem Land gute Dienste erweisen können. Sie vertreten das Land würdevoller als unsere korrupten Politiker", sagt Juan Luis.
Das Rentnerpaar suchte eigentlich einen der offiziellen Stände, an denen die Madrider Stadtverwaltung 120.000 kleine Spanien-Flaggen verteilen wird. Da die Flaggen aber erst am Donnerstag verteilt werden, nutzen sie die Gelegenheit in den Palastnahen Geschäften nach Andenken an den historischen Thronwechsel zu schauen. Obwohl Juan Carlos erst vor knapp zwei Wochen seinen Thronverzicht erklärte, sind die Souvenirgeschäfte im Zentrum Madrids bereits voll mit T-Shirt, Tellern, Aschenbechern, Schlüsselanhängern und Kühlschrankmagneten, die das Konterfei der neuen Monarchen ziert. 50.000 Poster des neuen Königspaares und Spanien-Fahnen zieren die Schaufenster der Madrider Innenstadt-Geschäfte.
Auch die Hauptstraßen des Stadtzentrums, über die das neue Königspaar im Rolls Royce vom Parlament zum Königspalast fahren wird, wurden herausgeputzt und mit Blumenkästen geschmückt. Viele Anrainer hängten bereits große Spanien-Fahnen an ihre Terrassen und Balkone. Auch die Absperrungen, die für die rund vier Kilometer lange Strecke vorgesehen sind, stehen aufbaubereit am Straßenrand. Unterdessen ließ die Polizei auf der gesamten Strecke sowie vor dem Königspalast aus Sicherheitsgründen und mit Blick auf Sprengstoffattentate sämtliche Mülleimer von den Straßen entfernen. Bis zu 7.000 Beamte werden am Donnerstag im Einsatz sein, darunter 120 Scharfschützen auf den Häuserdächern, denn es werden nicht nur jubelnde Monarchisten erwartet.
Obwohl zwei anti-monarchistische Demonstrationen im Madrider Stadtzentrum für den Donnerstag verboten wurden, rechnet die Polizei mit Tausenden Demonstranten, die sich über soziale Internetforen, relativ spontan zu Protestaktionen während der Zeremonie versammeln und eventuell den reibungslosen Ablauf des Events gefährden könnten. So riet auch das Sicherheitspersonal des Königshauses den neuen Monarchen auf einen offenen Rolls Royce zu verzichten - auch wenn der Wagen von der berittenen Königsgarde begleitet werden sollte. Auch die U-Bahnen in der näheren Umgebung werden aus Sicherheitsgründen geschlossen, der Luftraum über der Stadt geschlossen.
Ob Kronprinz Felipe von all dem überhaupt etwas mitbekommt, ist jedoch fraglich. Seit dem Wochenende hat sich die zukünftige Monarchenfamilie in ihren Prinzpalast zurückgezogen. Letizia, die immer im Mittelpunkt der Kameras steht, will wohlüberlegt das richtige Kleid und Schmuck wählen.
Unterdessen zog sich Felipe bereits das gesamte Wochenende ins Arbeitszimmer zurück, um seine Krönungsrede vorzubereiten. Sie muss kurz und knapp sein, aber gleichzeitig alle zufriedenstellten. Er dürfte mit Blick auf die Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien und im Baskenland auf die wichtige Einheit des Landes hinweisen, um zudem gemeinsam die Wirtschaftskrise überwinden zu können. Gleichzeitig wird er nicht vergessen, auch die kulturelle Vielseitigkeit zu betonen, um die Separatisten zufriedenzustellen. Auch Worte der Hoffnung für die fünf Millionen arbeitslosen Spanier wird er suchen.
(APA)