Granatäpfel und Reblaus: Aserbaidschan ehrt Hans Moser

Feier. In der ehemaligen Villa von Hans Moser residiert heute die Botschaft von Aserbaidschan. Zum 50.Todestag erinnerte man an den Volksschauspieler.

Wien. Ob Heydar Alijew Hans Moser kannte, ist nicht überliefert. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Gründungspräsident von Aserbaidschan vom österreichischen Volksschauspieler zeit seines Lebens etwas gehört hat, ist allerdings denkbar gering. Der Blick des 2003 verstorbenen ersten Präsidenten der ehemaligen Sowjetrepublik auf dem Bild im Hintergrund passte dementsprechend gut zum Treiben, das am Dienstagabend zum 50. Todestag Mosers in der aserbaidschanischen Botschaft stattfand – ernst und ein wenig distanziert. Und zugegeben, die Assoziationskette vom Kaukasusstaat zu „Hallo Dienstmann“ und der „Reblaus“ muss zunächst einmal langsam im Kopf geknüpft werden.

Der Knoten, an dem alles zusammenläuft, findet sich in der Hügelgasse2 in Wien Hietzing. Die Villa in Hietzing erwarb Hans Moser im Jahr 1931 zum Preis von 100.000 Schilling. Für seine Knausrigkeit berühmt, bewohnte er hier aber meist nur die Hausmeisterwohnung im Parterre – um Heizkosten zu sparen. Nach seinem Tod im Jahr 1964 entbrannte ein Streit um sein Erbe, der sich bis 1986 zog. Die Villa, die zu diesem Zeitpunkt schon in einem schlechten Zustand war, wurde verkauft. 1990 eröffnete hier ein Restaurant – bekocht wurde die „Villa Hans Moser“ vom späteren Fernsehkoch Alois Mattersberger. Als das Lokal wenige Jahre später wieder schloss, schlug schließlich Aserbaidschan zu. Und kaufte das Haus, um daraus eine Botschaft zu machen.

„Wie nemman man denn?“

„Es ist der Dank unseres jungen Landes an Wien“, sagte Botschafter Galib Israfilov zu den Feierlichkeiten. Tagsüber hatte man das Botschaftsgebäude für die Bevölkerung geöffnet, abends wurde gesungen. Dass dabei vielleicht der eine oder andere kritische Ton zu hören sein würde, war nicht zu erwarten. Dafür garantierte schon die musikalische Besetzung, die allesamt aus dem Chanson- und Operettenbereich kam. Da startete Operettenbuffo Wolf Aurich „mit dem bledn Viech, wie der Moser immer gesagt hat“ – nämlich der unvermeidlichen „Reblaus“. Gemeinsam mit Chansonette Tamara Trojani und Komödiant Konstantin Schenk gab man danach eine Lesung der berühmten Szene („Wie nemman man denn?“) aus „Hallo, Dienstmann“, ehe Schauspielerin Waltraut Haas in einem Lied Hans Moser im Himmel direkt ansprach und am Ende ein Wienerlied-Potpourri gegeben wurde.

Es war leichte musikalische Kost, die den Gästen – unter ihnen die Ex-Justizministerinnen Karin Gastinger und Claudia Bandion-Ortner sowie der Ex-OGH-Präsident Johann Rzeszut – serviert wurde. Und die der nachkriegsösterreichischen Tradition, zu der auch Hans Moser seinen Teil beigetragen hatte, jedenfalls gut entsprach. Die Kost am Buffet danach war dagegen klassisch aserbaidschanisch – mit Fleisch vom Spieß, gekochten Maroni und diversen leichten Salaten, dazu die für Aserbaidschan so typischen Granatapfelkerne und daraus gepresster Saft. Nur bei der Weinbegleitung griff man auf das Weingut Cobenzl zurück.

Ob Hans Moser jemals gedacht hätte, dass ein Land, das es zu seinen Lebzeiten noch gar nicht gab, einmal ein Fest für ihn in seinem ehemaligen Zuhause ausrichten würde? Nun, zumindest ist nichts davon überliefert.

AUF EINEN BLICK

Hans Moser (eigentlich Johann Julier), geb. 1880, gest. 1964, war ein österreichischer Volksschauspieler, der vor allem für seine nuschelnde Sprechweise berühmt war. Als Sänger von Wienerliedern wurde er vor allem durch „Die Reblaus“ bekannt. In seiner ehemaligen Villa in Hietzing, in der nun die Botschaft von Aserbaidschan untergebracht ist, wurde der 50.Todestag des Schauspielers mit einer Feier begangen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2014)

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