Julia Holter: Ruf nach Respekt in der Liebe

(c) Wikipedia
  • Drucken

Ekstatikerin: Julia Holter, geb. 1984 in L. A., hat bisher drei Alben: „Tragedy“, „Ekstasis“, „Loud City Song“. Nun kommt eine Single mit zwei Coverversionen: „Don't Make Me Over“ und „Hello Stranger“.

Julia Holter: »Don't Make Me Over«. Eine alte Frage: Kann man Soulsongs ohne das typische Feeling und Timbre des Soul covern? Mit einer „weißen Stimme“ sozusagen? Die Antwort ist unoriginell: Ja, wenn man's mit Respekt tut. Wie Julia Holter, sonst eher als Avantgardistin bekannt, mit diesem Song, der ja selbst Respekt einfordert: „Don't Make Me Over“, ein von Burt Bacharach und Hal David im Walzertakt geschriebener Schlager. Dionne Warwick sang ihn 1963, in Strophe und Refrain mit selbstbewusster Ruhe. Umso wilder wirkt die „Bridge“, in der sie den Geliebten auffordert, sie zu akzeptieren, wie sie ist, zu ihr zu halten, „if I am wrong or right“. Holter versucht gar nicht, Warwicks Ekstase nachzuahmen. Sie geht den Song von Beginn an nachdenklicher, kühler an, zuerst nur von einem grüblerischen Bass begleitet. Doch auch in ihrer Interpretation wird die Botschaft klar: Wer liebt, ist verletzlich – und braucht genau deshalb Respekt. ThomAS kRAMAR

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Philipp L'Heritier (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Platten der Woche

Anna Lauvergnac: „Coming Back“

Auf ihrem neuen Album changiert Anna Lauvergnac ihr Timbre souverän zwischen herb und samtig.
Platten der Woche

Pearlmania: „Bublinky“

Ein rares Beispiel für eine gelungene Pop-Jazz-Hybride.
Platten der Woche

M185: „Everything Is Up“

Momente höchster Verdichtung und dringlicher Groove. Dazu lässiger Nichtgesang. Die derzeit coolste Band des Landes.
Platten der Woche

„Idle Moments“: Schwarze Scheiben

Das Label Blue Note startet eine Vinyl-Offensive.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.