Die Taliban hatten den 28-Jährigen US-Soldaten fast fünf Jahre lang festgehalten. Er kam im Mai durch einen umstrittenen Tausch frei.
Der von den afghanischen Taliban in einem Gefangenenaustausch freigelassene US-Soldat Bowe Bergdahl ist aus dem Militärkrankenhaus entlassen worden. Der 28-Jährige werde nun ambulant weiter behandelt, erklärte die US-Armee am Sonntag (Ortszeit). Gleichzeitig werde er weiterhin psychologisch betreut.
Die Taliban hatten Bergdahl fast fünf Jahre lang festgehalten, bevor er am 31. Mai in einem umstrittenen Tausch gegen fünf ranghohe Taliban-Mitglieder aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo freikam. Einige frühere Kameraden werfen dem 28-Jährigen vor, desertiert zu sein. Bergdahl soll sich vor seinem Verschwinden kritisch über den Militäreinsatz in Afghanistan geäußert haben. Die US-Armee hat inzwischen Ermittlungen zu den Umständen von Bergdahls Entführung aufgenommen.
Die oppositionellen Republikanern hatten Bergdahls Austausch gegen die Taliban-Mitglieder scharf kritisiert. Sie werfen der Regierung von Präsident Barack Obama vor, mit "Terroristen" verhandelt und einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen zu haben.
"SF?" für "Special Forces?" soll er nach der Geiselübergabe im US-Kampfhubschrauber auf einen Zettel gekritzelt haben. Er wollte sich versichern, dass er nun tatsächlich in Freiheit ist. "Wir haben lange nach dir gesucht", antwortet ihm ein US-Soldat. Dann bricht Bowe Bergdahl in Tränen aus. Knapp fünf Jahre befand sich der heute 28-jährige in der Gewalt der Taliban. Seine Freilassung bewegt Amerika, zugleich gibt es aber Kritik an den Bedingungen des Gefangenenaustauschs. Die Geschichte des Bowe Bergdahls. (c) APA/EPA/INTELCENTER / HANDOUT (INTELCENTER / HANDOUT) Am 30. Juni 2009 verschwindet Feldwebel Bergdahl im Kriegseinsatz an der pakistanischen Grenze spurlos. Die Umstände sind bis heute mysteriös. In einem letzten E-Mail an seine Eltern Tage zuvor kritisierte der junge Soldat nach Angaben des "Rolling Stone"-Magazins die US-Regierung und -Armee: "Das Leben ist viel zu kurz, um diesen Narren bei der Umsetzung falscher Ideen zu helfen ... Ich schäme mich schon alleine dafür, Amerikaner zu sein." (c) APA/EPA/US ARMY / HANDOUT (US ARMY / HANDOUT) Am 18. Juli 2009 taucht Bergdahl wieder auf - und zwar in einem Propagandavideo des Haqqani-Netzwerks, einem im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet operierenden Taliban-Ableger. Bergdahl trägt einfaches afghanisches Gewand und wirkt sichtlich eingeschüchtert. Er habe große Angst davor, nicht mehr zu seiner Familie zurückkehren zu können, sagt der junge Mann in dem Mitschnitt. Und an seine amerikanischen Landsleute gerichtet: "Ihr habt die Macht, unsere Regierung dazu zu bringen, sie (die Soldaten) nach Hause zu holen. Bitte bringt uns nach Hause." (c) REUTERS (REUTERS TV) "Er kämpfte für uns. Lasst uns nun für ihn kämpfen": In den USA wird immer wieder in großen Kampagnen das Schicksal des gekidnappten US-Soldaten in Erinnerung gerufen. Unermüdlich kämpfen die Eltern für Bergdahls Freilassung und legen sich dabei auch mit der US-Adminstration an. REUTERS Immer wieder taucht Bergdahl außerdem in Propagandavideos auf. In dem letzten veröffentlichten Beitrag zu Jahreswechsel 2013/14 vor seiner Freilassung machte er angeblich Bemerkungen über den Tod von Nelson Mandela. Zu diesem Zeitpunkt verhandelten die USA bereits seit Monaten über einen Deal mit den Taliban ... (c) EPA (HO) Am Samstag, 31. Mai, klingelt schließlich das Handy von Bergdahls Eltern Jani und Bob. Am anderen Ende der Leitung ist Barack Obama. Der US-Präsident überbringt persönlich die Nachricht von der Freilassung des 28-Jährigen. Noch am selben Tag gibt Obama mit Bowes Eltern eine Pressekonferenz im Rosengarten des Weißen Hauses. (c) REUTERS (JONATHAN ERNST) "Bowe ist niemals vergessen worden", erklärt Obama feierlich. "Die Vereinigten Staaten von Amerika lassen niemals ihre Männer und Frauen in Uniform zurück." APA/EPA/JOHN HARRINGTON / POOL Robert Bergdahl deutet an, dass sein Sohn kein Englisch mehr versteht. Und dann blickt Robert Bergdahl in die Kamera und sagt im afghanischen Dialekt Dari: "Ich bin Dein Vater, Bowe." Das Haqqani-Netzwerk teilte mit, Bergdahl spreche inzwischen fließend die Landessprachen Paschtu und Dari. (c) APA/EPA/JOHN HARRINGTON / POOL (JOHN HARRINGTON / POOL) "Ich liebe dich, Bowe", erklärt Mutter Jani Bergdahl Tags darauf bei einer bewegenden Pressekonferenz an der Seite ihres Mannes Bob im US-Bundesstaat Idaho. "Ich sehne mich so sehr danach, dein Gesicht nach diesen fünf Jahren zu sehen, nach diesen langen, sehr langen Jahren." (c) REUTERS (BRIAN LOSNESS) Später ist zu lesen, dass Bergdahl in der afghanischen Grenzprovinz Kost übergeben wurde. Als die US-Soldaten Bergdahl entdeckten, war er von 18 Taliban-Kämpfern umringt. Der Soldat wird zunächst in Afghanistan betreut und dann zur weiteren medizinischen Behandlung ins deutsche US-Lazarett Landstuhl bei Kaiserslautern geflogen. (c) REUTERS (PATRICK SWEENEY) Das Schicksal des in Abwesenheit zum Sergeant beförderten Soldaten berührt Amerika. Zugleich setzt es aber massive Kritik an den Bedingungen von Bergdahls Freilassung. Denn im Gegenzug ließen die USA fünf ehemalige hochrangige Taliban-Mitglieder ziehen, die im berüchtigten US-Gefangenenlager Guantánamo einsaßen. Alle fünf bekleideten einst offizielle Funktionen im 2001 von den USA gestürzten Taliban-Regime, wie etwa das Amt des Innen- oder Vize-Verteidigungsministers. Das Quintett wurde nach Doha, Katar gebracht. Das Golf-Emirat hatte den Gefangenenaustausch vermittelt. EPA Die Regierung habe das oberste Gebot gebrochen, dass die USA niemals mit Terroristen verhandeln, beklagt der republikanische Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Abgeordnetenhaus, Mike Rogers. "Ich glaube, die Entscheidung wird über Jahre hinweg das Leben von US-Soldaten bedrohen." Der Senator John McCain nennt die freigelassenen Guantanamo-Insassen "unbelehrbare Terroristen" mit Blut an ihren Händen. Taliban-Anführer Mullah Omar feierte den Gefangenenaustausch unterdessen als "großen Sieg". Reuters Ein Soldaten-Schicksal bewegt dieWelt (APA/AP)
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