Das Finanzministerium bestätigt die Zustellung der Bescheide. Die neuen Konzessionsnehmer bestätigen ihre Lizenzen für die drei Standorte.
Das Rennen um die drei Casinolizenzen für Wien und Niederösterreich ist nun offiziell zu Ende. Am Freitag bestätigte das Finanzministerium, alle Bescheide zugestellt zu haben. Wer den Zuschlag bekommen hat, dürfe man aus Gründen der Amtsverschwiegenheit nicht verraten, sagte eine Sprecherin.
Die beiden neuen Konzessionsnehmer - Novomatic und das das schweizerisch-deutsche Bieterkonsortium Grand Casino Wien - haben allerdings den Erhalt der Bescheide schon mitgeteilt. Novomatic darf seine Spielhalle im Wiener Prater zu einem Vollcasino ausbauen und will in Bruck an der Leitha in seinem Heimatbundesland Niederösterreich ein 17-stöckiges Spieleressort samt Luxushotel errichten. Und die Schweizer Stadtcasinos Baden und die deutsche Gauselmann-Gruppe wollen im Wiener Palais Schwarzenberg investieren. Darüber hatte die "Presse" am Donnerstag bereits exklusiv berichtet.
Interventionen von Erwin Pröll
Novomatic betreibt im Ausland bereits rund 30 Casinos, darunter die größte Spielbank Deutschlands in Berlin. In Österreich war der Betrieb von Spielbanken bisher den Casinos Austria vorbehalten. Sie haben sich für alle drei Lizenzen beworben, sind aber leer ausgegangen. Dies ist politisch insofern brisant, als der eigens vom Finanzministerium installierte Glücksspielbeirat ursprünglich die Casinos Austria für alle drei Standorte als Favorit auserkoren hat. Nach heftigen Politinterventionen zugunsten von Novomatic, unter anderem von Spindeleggers Parteifreund Erwin Pröll (ÖVP), hat das Gremium aber diese Woche seine Meinung geändert. Auch Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) soll sich für Novomatic eingesetzt haben.
Das Finanzministerium erklärte am Freitag, sich bei der Vergabe der Casinolizenzen für Wien und Niederösterreich an die Empfehlungen des eigens installierten Expertenbeirats gehalten zu haben. Der Beirat, der sich aus namentlich nicht genannten Experten für Spielerschutz, Recht sowie Wirtschaftsprüfungs- und Finanzwesen zusammensetze, habe insgesamt neun Mal getagt. Geleitet wird das Gremium vom langjährigen BMF-Sektionschef Wolfgang Nolz.
Nach welchen Kriterien der Beirat letztendlich entschieden hat und wie viele Punkte die einzelnen Bewerber bekommen haben, wurde nicht bekannt gegeben.
Novomatic: 500 neue Jobs
Novomatic kündigte an, 500 neue Jobs in Österreich schaffen zu wollen. "Durch diese Vergabe sind nun die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir auch in unserem Heimatmarkt Österreich unsere internationale Spielbankenkompetenz unter Beweis stellen und unsere Konzernzentrale am Standort Gumpoldskirchen nachhaltig absichern können", so Novomatic-Generaldirektor Franz Wohlfahrt in einer Aussendung.
Zur Entscheidung für das Palais Schwarzenberg äußerten sich die Proponenten erwartungsgemäß positiv. "Wir werden unser beim Konzessionsgesuch gegebenes Versprechen, dass Wien ein herausragendes Casino von internationaler Ausstrahlung erhalten werde, nun umsetzen", erklärte Detlef Brose, CEO der Stadtcasino Baden AG, in einer Aussendung.
"Das Grand Casino im Palais Schwarzenberg ist der Motor für ein Stadtentwicklungsprojekt zwischen der Inneren Stadt und dem neuen Hauptbahnhof, in welches insgesamt rund 100 Millionen Euro investiert werden", ergänzte Hubertus Thonhauser, Aufsichtsratsvorsitzender der Bewerbergesellschaft Grand Casino Wien.
Erstmals europaweite Ausschreibung
Das Finanzministerium musste im Gefolge eines EuGH-Urteils erstmals die bisher stets freihändig vergebenen Glücksspiellizenzen europaweit ausschreiben. Die Konzessionen für die 12 bestehenden Casinos gingen dabei wie gehabt an den Casinos-Austria-Konzern, ebenso die Lotteriekonzession. Bei den Automatenlizenzen in den Bundesländern räumte hauptsächlich Novomatic ab. Die neuen Casinos werden laut BMF alle 2015 ihren Betrieb aufnehmen. In Österreich gibt es dann insgesamt 15 Spielbanken.
Den Casinos-Konzernchef Karl Stoss trifft es dem Vernehmen nach schwer, dass er gar keine der neuen Lizenzen bekommen hat. Das Unternehmen hatte sich nicht nur im Prater, direkt neben dem Riesenrad, beworben, sondern zielte auf eine Baulücke im 15. Wiener Gemeindebezirk ab. In einem BIG-Gebäude, das ursprünglich als Ausweichquartier für eine nahegelegene Schule gedacht war, wollten sie ihr Spiel machen - wohl, um nicht den eigenen City-Standort zu kannibalisieren.
Daraus wird aber nun nichts. Ebenso leer ausgegangen ist der Investor Michael Tojner, der gemeinsam mit den börsennotierten Century Casinos eine Spielbank in seinem Hotel Intercontinental bauen wollte. Die unterlegenen Bewerber haben sich bisher nicht zu Wort gemeldet.
(APA)