Jackpot für die ÖIAG: Casinos Austria wird billiger

(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
  • Drucken

Die Staatsholding hält ungeachtet der auf Eis liegenden Regierungspläne für eine Kompetenzerweiterung am Ankauf des Münze-Anteils am Glücksspielkonzern fest. Ohne neue Spielbankenlizenzen mindert sich der Wert der Casinos Austria deutlich.

Wien. 2013 wurde von der Casinos Austria zum Glücksjahr erklärt, obwohl das Jahr alles andere denn zufriedenstellend endete. Das Debakel um den Lizenzentzug in Argentinien mit einem Wertberichtigungsbedarf von 45 Mio. Euro hat den Konzern nämlich in die Verlustzone gedrückt. Die Pechsträhne hat sich heuer fortgesetzt: Im Match um die drei neuen Spielbanken-Standorte ist die Casinos Austria (Casag) entgegen der ersten Empfehlung des Finanzministeriums leer ausgegangen. Was für den Konzern ein „schwerer Schlag ins Gesicht“ ist, wie Generaldirektor Karl Stoss in einer ersten Reaktion meinte, könnte indes für die ÖIAG einen Jackpot bedeuten.

Der Glücksspielkonzern soll nämlich ungeachtet dessen, dass die Regierungspläne für eine Kompetenzerweiterung der Staatsholding auf Eis liegen, noch heuer unter das Dach der ÖIAG wandern. Anders als bei der Übertragung von Staatsanteilen an Unternehmen ist geplant, dass die ÖIAG den Anteil von 33,24Prozent kauft. Jenen Anteil, den die der Notenbank gehörende Münze Österreich direkt an der Casag hält. In einem zweiten Schritt könnten die Pakete der Kirchenbank Schelhammer & Schattera (rund zehn Prozent) und der MTB-Privatstiftung von Maria Theresia Bablik (16,79Prozent) von der ÖIAG übernommen werden.

Deutliche Wertminderung

Die ÖIAG muss für den Neuzugang in ihr nur aus OMV, Post und Telekom Austria bestehendes Portefeuille auf jeden Fall einen dreistelligen Millionenbetrag auf den Tisch legen. Er wird allerdings bei Weitem nicht mehr so hoch ausfallen, sind Beobachter sich einig. Bisher war von 800 Mio. bis einer Mrd. Euro für die Casag die Rede. Doch die Niederlage bei den drei neuen Lizenzen drückt den Wert der Casag immens. Dazu kommt, dass ihr Casino in der Kärntner Straße, das gerade um einen zweistelligen Millionenbetrag aufgemöbelt wird, künftig durch die neuen Glücksspieltempel im Palais Schwarzenberg (Stadtcasinos Baden/Gauselmann-Gruppe) und im Prater (Novomatic) starke Konkurrenz erhält. Schon im Vorjahr verbuchte das Wiener Casino trotz steigender Besucherzahlen einen Umsatzrückgang von 47,4 auf 44,6 Mio. Euro.

Außerdem sind auch nicht alle bestehenden zwölf Casinos profitabel, für die die Casag die Lizenzen wieder erhalten hat. 2013 sackte das Betriebsergebnis mit 4,6 Mio. Euro auf ein Viertel ab. Für den neuen Standort Zell am See, der Bad Gastein ersetzen wird, muss Stoss auch viel Geld in die Hand nehmen.

Die Notenbank lässt gerade zwei unabhängige Gutachten erstellen, die die Casag bewerten. Die Entwürfe werden jetzt justiert. „Natürlich werden die jüngsten Lizenzentscheidungen berücksichtigt“, sagt dazu Notenbank-Sprecher Christian Gutlederer der „Presse“. Die Expertisen sollen Anfang August vorliegen.

Suche nach Schuldigen

In der Casinos Austria hält der Schock über die Niederlage noch an. Ob man rechtlich gegen die Entscheidung des Finanzministeriums vorgehen kann, wird gerade geprüft. Eine Klage gegen die Bescheide ist daher offen. Fest steht indes, dass die Stimmung auf dem Tiefpunkt ist. Was ist schief gelaufen? Wurde zu viel oder zu wenig lobbyiert? Oder bei den Falschen? Fragen über Fragen, die zu gegenseitigen Schuldzuweisungen und bei Großaktionär Raiffeisen zu einer schweren Verstimmung geführt haben sollen. Wobei auch parteipolitische Kontroversen mitspielen. Denn während Stoss dem bürgerlichen Lager angehört, ist Vorstandskollege Dietmar Hoscher „rotes Urgestein“.

Obwohl die Verträge von beiden bis 2016 laufen, schließen Insider eine Rochade im Management à la longue nicht aus. Wobei die Übernahme durch die ÖIAG als Katalysator wirken könnte. Mit einem neuen Eigentümer dürfte auch der Casag-Aufsichtsrat neu besetzt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Novomatic und Grand Casino Wien machen Rennen um Lizenzen

Das Finanzministerium bestätigt die Zustellung der Bescheide. Die neuen Konzessionsnehmer bestätigen ihre Lizenzen für die drei Standorte.
UMBAU HOTEL SCHWARZENBERG
Österreich

Schwarzenbergplatz: Wien bekommt "Grand Casino" und mehr Grünfläche

Nach einem Jahrzehnt wird das leer stehende Palais nun in ein Casino umgewandelt. Zielgruppe sind reiche Gäste aus dem Ausland.
Österreich

Konkurrenz für Casinos Austria

"Presse" exklusiv: Drei neue Casino-Lizenzen gehen an den Novomatic-Konzern sowie an eine deutsch-schweizerische Investorengruppe. Obwohl die Casinos Austria für alle drei Favorit war.
Kordikonomy

Glücksspiel: Jeder macht sein Spiel

Noch im Juni werden drei Lizenzen für neue Casinos vergeben. Die Politik mischt natürlich ordentlich mit. Während die SPÖ strategisch nichts dem Zufall überlässt, bahnt sich in der ÖVP Streit an.
Österreich

Novomatic und Grand Casino Wien machen Rennen um Lizenzen

Das Finanzministerium bestätigt die Zustellung der Bescheide. Die neuen Konzessionsnehmer bestätigen ihre Lizenzen für die drei Standorte.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.