Wir sind Kirche: Kirchenreformern droht Spaltung

(c) Clemens Fabry
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Gründer Plankensteiner spricht sich gegen Provokationen aus. Die Plattform Wir sind Kirche kommt seit der Exkommunikation der Vorsitzenden nicht zur Ruhe.

Innsbruck/Wien. Thomas Plankensteiner lebt dieser Tage als Zerrissener. Einerseits ist die Plattform Wir sind Kirche sein Baby. 1995 hat der Tiroler Pädagoge die Bewegung, die sich für Reformen in der katholischen Kirche stark macht (Nein zum Zölibat, Ja zu Priesterinnen...), gegründet. Mit seiner guten Bekannten Martha Heizer. Diese führt nun den Verein. Und ist ganz offiziell mit der höchsten Kirchenstrafe belegt, die es gibt, der Exkommunikation.

Das heißt konkret, die Vorsitzende ist vom Empfang der Sakramente ausgeschlossen. Ihr war zum Verhängnis geworden, sich dazu bekannt zu haben, und davon auch nicht abgehen zu wollen, mit ihrem Ehemann und einer Handvoll Freunden in privatem Rahmen ohne Priester Eucharistie zu feiern, wie sie es ausdrückt. Oder, wie es das Kirchenrecht unumwunden definiert: das Spenden eines Sakraments vorzutäuschen.

Plankensteiner, heute Tiroler Landesschulinspektor, hat sich in den vergangenen Jahren völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Jetzt, auf Anfrage der „Presse“, bemüht er sich, kein Öl in das Feuer zu gießen. Einerseits äußert er Verständnis, dass manche meinten, ein „Kuschelkurs“ habe bisher nichts gebracht.

In einem Atemzug übt er auch Kritik an der Kirchenleitung: „Die Dialogverweigerung führt zu einem Reformstau, und man darf sich nicht wundern, wenn es zu Regelverstößen kommt, und manche über das Ziel schießen.“ Außerdem mache sich die Kirchenleitung schuldig, selbst das Sakrament der Eucharistie zu „entleeren“. Gemeinden würden „absterben“, weil in ihnen wegen des Priestermangels keine Eucharistie gefeiert werden könne.

Reform durch Regelverstoß?

Aber, auch das sagt der Ehrenvorsitzende der Plattform in Richtung seiner Mitstreiter: „Ich sehe einen großen Klärungsbedarf. Bisher entsprach es nicht der Kultur der Plattform, durch Regelverstöße die Reformanstöße zu untermauern.“ Und: „Ich glaube nicht, dass durch Provokation ein Dialog eher erreicht werden kann.“

Er rege jedenfalls eine breite Debatte über die künftige Ausrichtung und Strategie an. Auch unter Einbeziehung theologischer Experten. Sein Vorschlag: Eine Urabstimmung sollte in einer so wichtigen Frage abgehalten werden. Plankensteiner: „Wenn wir schon Mitsprache verlangen, müssen wir das auch vorleben.“

Plankensteiner ist nicht der einzige, der eine Urabstimmung verlangt. Überhaupt kommt die Plattform Wir sind Kirche seit der Exkommunikation der Vorsitzenden nicht zur Ruhe. Für nicht wenige ist eine rote Linie überschritten. Heizer hat nach ihrer Exkommunikation, die vom dafür zuständigen Ortsbischof in Innsbruck, Manfred Scheuer, formell per Bescheid festgestellt wurde, bisher zweierlei unternommen: Sie hat im Vorstand, der aus elf Mitgliedern besteht, die Vertrauensfrage gestellt – und dieses Vertrauen auch ausgesprochen erhalten. Einstimmig.

Und sie hat für Ende September das Abhalten einer außerordentlichen Vollversammlung angekündigt. Dort solle über die Ausrichtung der Plattform breit diskutiert werden, wie es in einer Erklärung des Vorstands heißt.

„Den Bach hinunter“

Auch Hans Hurka, der unmittelbar vor Heizer zehn Jahre als Sprecher der Plattform tätig war, ist über die derzeitige Situation alles andere als glücklich. Er stellt sich mehrere Fragen: „Wie weit wird eine Vorsitzende, die exkommuniziert ist, kirchenintern andere von der Notwendigkeit von Reformen überzeugen? Wie weit wird sie von den Bischöfen als Gesprächspartnerin akzeptiert werden?“

Und, der Ex-Chef fast resignierend: „Ich finde es schade, weil ich bemüht war, Wir sind Kirche als seriöse, anerkannte Bewegung zu etablieren. Dass das so schnell den Bach hinuntergeht...“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2014)

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