Bestechung? Nicolas Sarkozy in Polizeigewahrsam

Nicolas Sarkozy
Nicolas Sarkozy (c) REUTERS
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Nicolas Sarkozy soll einen Top-Anwalt bestochen haben. Sarkozys beschlagnahmter Terminplaner könnte ihn noch weiter in Bedrängnis bringen.

Wie aus Justizkreisen in Paris zu hören ist, wurde Frankreichs ehemaliger Präsident Nicolas Sarkozy in Polizeigewahrsam genommen. Er soll in die Affäre um die mutmaßliche Bestechung eines Top-Juristen verwickelt sein. Es ist das erste Mal in der französischen Landesgeschichte, dass ein früherer Staatschef von der Polizei in Gewahrsam genommen wurde. Sarkozy darf bis zu 24 Stunden festgehalten werden, dieser Zeitraum lässt sich anschließend gegebenenfalls um einen weiteren Tag verlängern.

Bereits am Montag wurde Sarkozys Anwalt verhaftet. Thierry Herzog werde ebenso wie zwei Staatsanwälte am Kassationsgerichtshof, Gilbert Azibert und Patrick Sassoust, zu dem Fall verhört, hieß es in Paris.

Die Justiz geht dem Verdacht nach, dass Sarkozy zusammen mit seinem Anwalt versucht haben könnte, Informationen aus einem laufenden Verfahren im Austausch für einen Posten für Azibert zu bekommen.

Telefonate abgehört

Die Justiz hatte Ende Februar infolge von angezapften Telefonaten Sarkozys mit seinem Anwalt ein neues Ermittlungsverfahren wegen Bestechung und Verletzung des Ermittlungsgeheimnisses eingeleitet. Nach Medienberichten unter Berufung auf die Telefonate erklärte sich Sarkozy darin bereit, dem Top-Juristen Azibert einen Posten in Monaco zu beschaffen. Im Gegenzug soll der leitende Staatsanwalt den Ex-Präsidenten über ein Verfahren um ihn am Kassationsgerichtshof unterrichtet und versucht haben, auf das Verfahren Einfluss zu nehmen.

In dem Verfahren am Kassationsgerichtshof ging es um die Terminplaner Sarkozys. Diese waren im Zuge von Ermittlungen zur Bettencourt-Affäre beschlagnahmt worden. Dabei ging es um den Vorwurf illegaler Wahlkampfspenden für Sarkozy aus dem Vermögen der L'Oreal-Milliardärin Liliane Bettencourt. Ein Ermittlungsverfahren gegen Sarkozy dazu wurde später aus Mangel an Beweisen eingestellt.

Sarkozy, dem Ambitionen auf eine Rückkehr in die Politik nachgesagt werden, wollte seine Terminplaner zurück. Der Kassationsgerichtshof entschied aber im März, dass er darüber nicht befinden könne. Nun darf die französische Justiz die Aufzeichnungen weiterhin auswerten, die Sarkozy auch in anderen Affären gefährlich werden könnten.

(APA/AFP)

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