Danninger zur Pension: Hundstorfers Zahlen "sind schöngeschminkt"

Jochen Danninger
Jochen Danninger APA/HERBERT NEUBAUER
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Finanzstaatssekretär Danninger glaubt nicht an eine "Trendwende" in Sachen Pensionen. Sozialminister Hundstorfer beharrt auf einem "echten Anstieg".

VP-Finanzstaatssekretär Jochen Danninger zweifelt an den Pensionszahlen von SP-Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Die Statistik des Sozialressorts sei "schöngeschminkt", meinte er in einer Aussendung. Hundstorfer hatte zuvor in einem Interview gemeint, dass beim Pensionsantrittsalter eine "Trendumkehr" erreicht wurde. Denn das Pensionsantrittsalter sei 2013 um mehr als acht Monate gestiegen.

"Ein Anstieg des faktischen Pensionsantrittsalters um acht Monate in einem Jahr würden wir uns alle wünschen, aber in Wahrheit bewegen wir uns kaum von der Stelle", so der Finanzstaatssekretär. Er kritisierte, dass die Rehabilitationsgeldbezieher in den Zahlen des Sozialressorts nicht in die Berechnung miteinbezogen wurden: "Die Pensionsleistungen bleiben gleich hoch und am faktischen Antrittsalter ändert sich letztlich auch nichts." Für Danninger zeige sich, dass das Pensionsmonitoring rasch umgesetzt werden muss.

Hundstorfer räumte daraufhin im Ö1-"Mittagsjournal" ein, dass es sich zwar lediglich um einen Vergleich von fünf Monaten handelt, aber: "Es bleibt zum Schluss ein echter Anstieg über, das ist in Wahrheit das erfreuliche." Die Zahlen habe er bereits mit VP-Finanzminister Michael Spindelegger besprochen, in dessen Ressort seien sie zur Kenntnis genommen worden. "Ich präsentiere die Zahlen mit aller Vorsicht", - aber auch Optimismus, so Hundstorfer.

WIFO fordert Boni für Unternehmer

WIFO-Expertin Christine Mayerhuber forderte ebenfalls im "Mittagsjournal" neben Abschlägen für Arbeitnehmer, die früher in Pension gehen, auch Anreize oder Boni für Unternehmer, um Menschen länger in Beschäftigung zu halten. Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik in der WKÖ, betonte in einer Aussendung: "Wir brauchen keine statistische, sondern eine echte Trendumkehr." Der Wert von 58,77 Jahren sei nicht als besonders positiv zu bewerten, da das Pensionsantrittsalter 2013 58,5 Jahre betrug, so Gleitsmann. Entscheidend ist für ihn jedenfalls, ob die Erhöhung in den ersten fünf Monaten 2014 rein statistisch ist oder auch das Budget entlastet.

IV-Generalsekretär Christoph Neumayer forderte "echte Strukturreformen" im Pensionssystem, um das faktische Antrittsalter bis 2018 tatsächlich auf 60,1 Jahre anheben zu können: "Das bloße Herausrechnen von Personengruppen, die nunmehr ein Rehabilitations-oder Umschulungsgeld statt einer befristeten Invaliditätspension beziehen, aus der Pensionsstatistik löst die strukturellen Probleme im Pensionsbereich nicht." Mit einer Trendumkehr habe das nichts zu tun, so Neumayer.

Khol: "Apokalyptische Reiter können einpacken"

"Die apokalyptischen Reiter können einpacken. Wir lassen uns das Pensionssystem und auch die Arbeitseinstellung der Älteren in Österreich nicht länger schlechtreden", meinte VP-Seniorenbund-Obmann Andreas Khol. Er wies die Kritik, es würden "statistische Tricks" angewandt, zurück und forderte grundsätzlich die Umsetzung vereinbarter Reformen.

Der SP-Pensionistenverband stellte fest, dass die gesetzten Maßnahmen wirken, Österreichs Pensionssystem gesichert sei und kein Bedarf für Reformen des Pensionssystems bestehe. Der Pensionistenverband will jedoch die Unternehmen "endlich" mit dem Bonus-Malus-System in die Pflicht nehmen.

>> Bericht des Ö1-"Mittagsjournals"

(APA/Red.)

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