Der medizinische Betreuer des südafrikanischen Teams bei den Paralympics 2012 in London sagte als letzter Zeuge der Verteidigung aus. Er beschreibt Pistorius als gespaltene Persönlichkeit.
Im Mordprozess gegen den südafrikanischen Sprintstar Oscar Pistorius hat die Verteidigung am Donnerstag ihren vermutlich letzten Zeugen aussagen lassen. Der medizinische Betreuer des südafrikanischen Teams bei den Paralympics 2012 in London, Wayne Derman, schilderte Pistorius als gespaltene Persönlichkeit, der sich trotz seiner sportlichen Erfolge wegen seiner Behinderung sehr verletzlich fühlte.
"Sie stehen vor dem Paradox eines Menschen, der in höchstem Maße fähig, aber auch erheblich behindert ist", sagte der Mediziner, der den am Unterschenkel amputierten Pistorius jahrelang betreut hatte. Der 27-Jährige sei nicht immer der furchtlose Held aus den Werbespots, sagte Derman weiter aus. "Auch wenn er jede Art von Mitleid hasst - die harte Wahrheit ist, dass er keine Unterschenkel hat".
"Ernormer Schreckreflex" sei antrainiert
Dadurch fühle er sich in manchen Situationen hilfloser als Menschen ohne Behinderungen, betonte Derman. Hinzu komme, dass Pistorius durch sein Training darauf getrimmt sei, "auf akustische Signale" - wie etwa einen Startschuss - sofort zu reagieren. Es sei dieser "enorme Schreckreflex", der möglicherweise "in dieser schrecklichen Tragödie" seinen Höhepunkt erreichte.
Pistorius muss sich seit Anfang März wegen der Tötung seiner Freundin im Februar 2013 vor Gericht verantworten. Er gibt zu, Steenkamp durch die geschlossene Toilettentür seines Hauses erschossen zu haben. Allerdings will er sie für einen Einbrecher gehalten und deshalb in Panik geraten sein. Die Anklage ist dagegen überzeugt, dass Pistorius seine Freundin in der Nacht zum Valentinstag nach einem Streit erschossen hatte. Sollte er schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu 25 Jahre Haft.
(APA/AFP)