Warum die Indonesien-Wahl Südostasien prägt

Combination image shows Indonesian presidential candidates Prabowo and Jokowi in Jakarta
Combination image shows Indonesian presidential candidates Prabowo and Jokowi in Jakarta(c) REUTERS (Reuters)
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Die polarisierende Präsidenten-Wahl wird über die Zukunft der drittgrößten Demokratie der Welt entscheiden.

250.000 Polizisten stehen bereit, sowie 30.000 Militärs: In Indonesien herrscht vor der Präsidentenwahl am Mittwoch höchste Alarmbereitschaft. Kaum ein anderer Wahlkampf in der jungen Demokratie hat so polarisiert wie dieser: Dass sich zwischen Reformer Joko Widodo und Ex-General Prabowo Subianto ein knappes Rennen abzeichnet, „könnte Unruhen“ zur Folge haben, warnt der scheidende Staatschef Bambang Yudhoyono. Tatsächlich wird das Ergebnis nicht nur die Zukunft des bevölkerungsreichsten moslemischen Staates der Welt prägen – sondern die gesamte Region:


• Test für Demokratie. Indonesien ist die drittgrößte Demokratie der Welt: 187 Millionen Menschen können heute ihre Stimme abgeben. Und erstmals kommt es zu einem demokratischen Machtwechsel an der Staatsspitze: Yudhoyono war der erste Präsident seit Ende des Suharto-Regimes 1998, der direkt vom Volk gewählt wurde (seine Vorgänger waren vom Parlament bestimmt worden). Nach der Militärdiktatur gelang dem Vielvölkerstaat – auch dank Gewährung von Autonomierechten – ein friedlicher Übergang zur Demokratie.

Doch Indonesien könnte sich nun am Scheideweg befinden: Während Widodo weiterhin auf Föderalisierung setzt, wirbt sein Kontrahent für einen „starken Staat“. Demokratische Wahlen nennt er „eine gefährliche Sucht, wie rauchen“. Subianto hatte eine führende Rolle in den berüchtigten Spezialeinheiten Suhartos, ihm werden Menschenrechtsverbrechen vorgeworfen. Widodo-Anhänger weisen warnend auf die Entwicklung in Thailand hin, wo das Militär alle demokratischen Institutionen außer Kraft gesetzt hat.


• Test für Wirtschaft. Der einst verarmte Inselstaat hat heute Wachstumsraten um sechs Prozent und zählt unter Investoren zu den globalen Hoffnungsmärkten: Bis 2030, so einige Prognosen, könnte Indonesien zur siebtgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen. Doch davor muss das Land einige Hürden überwinden: die marode Infrastruktur verbessern, die Produktivität steigern – die Armut und vor allem die Korruption bekämpfen. Sowohl Subianto als auch Widodo machten dies zum Hauptthema im Wahkampf. Zudem will Widodo das Finanzsystem verbessern und kleinere Unternehmen fördern. Subianto hingegen setzt auf eine stärkere Rolle des Staates und wettert gegen ausländische Investoren.


•Test für liberalen Islam. Indonesien wird immer als Vorbild angeführt, dass Islam und Demokratie kompatibel sind. 90 Prozent der 240 Millionen Indonesier sind Moslems. Doch seit Ende der 1990er-Jahre macht sich auch im traditionell moderaten moslemischen Land der Islamismus breit, wie die Anschläge auf Bali 2002 zeigten. Radikale Parteien haben in einigen Regionen hohen Zulauf. Während Widodo ein „pluralistisches“ Indonesien propagiert, versuchte Subianto mit Anti-Christen-Parolen die Stimmen der Radikalen für sich zu gewinnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2014)

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