Abschreibungen in Rumänien und Albanien zertrümmern die Gewinnerwartung des Stromkonzerns. Auch die Stilllegung seiner Gas- und Kohlekraftwerke kommt den Verbund teurer zu stehen als gedacht.
Wien. "Ich kann dem Staat gar nicht mehr geben", sagte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber vor wenigen Wochen im Interview mit der "Presse". Wie berichtet, rechnet die Regierung in ihren Budgetplänen mit kräftigen Dividendenerhöhungen von "ihrem" Konzern (die Republik hält 51 Prozent am Verbund, Anm.) Seit dem gestrigen Donnerstag dürfte es auch dem letzten Optimisten im Finanzministerium klar sein, dass daraus nichts wird.
Der größte heimische Energieversorger musste seine Gewinnprognose für das heurige Jahr um mehr als die Hälfte stutzen. Statt angepeilter 150 Millionen Euro werden unterm Strich nur 70 Millionen Euro übrig bleiben. Die Prognose für das operative Ergebnis wird von 850 auf 690 Millionen Euro gesenkt. Es ist nicht das erste Mal, dass der teilstaatliche Konzern seine Anleger heuer enttäuscht. Schon im Februar teilte das Unternehmen mit, dass die Gewinnerwartungen der Analysten nicht erreicht werden könnten.
Gasausstieg kostet Millionen
Aber wo liegen die Gründe für das Debakel? Grund Nummer eins ist schon fast ein Fixstarter, wenn österreichische Unternehmen dieser Tage eine Ad-hoc-Mitteilung herausgeben: Auch der Verbund kämpft mit Problemen in Osteuropa. So werden die bisherigen Kosten für einen Windpark in Rumänien ebenso abgeschrieben wie ein Teil des Geldes, das der Konzern in das Wasserkraftwerk im albanischen Ashta gesteckt hat. Hier leidet das Unternehmen derzeit auch an der schlechten Zahlungsmoral der albanischen Regierung.
In Summe werden die Osteuropa-Abschreibungen das Konzernergebnis im heurigen Jahr mit 41 Millionen Euro belasten.
Aber nicht nur im Osten, auch im Westen läuft es für den Verbund derzeit nicht gerade rund. Der Ausstieg aus dem Geschäft mit fossilen Brennstoffen wird teurer als erwartet. Wie berichtet, kündigte das Unternehmen im Mai an, seine Gaskraftwerke in Österreich und Frankreich einmotten sowie ein Kohle- und ein Ölkraftwerk komplett schließen zu wollen. Dadurch werde das operative Ergebnis um 118 Millionen und der Gewinn um 36 Millionen Euro niedriger ausfallen, schrieb das Unternehmen. Verbund-Chef Anzengruber hat den Schuldigen längst ausfindig gemacht: Der schwächere Ausblick für 2014 sei „Ergebnis eines nicht funktionierenden gesamteuropäischen Strommarktes, der durch massive regulatorische Eingriffe" gekennzeichnet sei, sagt er. Die massiven staatlichen Subventionen für Ökostromanlagen und der nicht funktionierende CO2-Markt hätten die Börsenpreise in den Keller gejagt und Europas Versorger so in eine heikle Situation gebracht.
Verbund-Gewinn trocknet aus
Und als wäre Osteuropa und Europas Energiepolitik nicht genug, um den Wasserkraftkonzern in die Enge zu treiben, hat es im ersten Halbjahr auch noch (zu) wenig geregnet. Die Wasserführung lag um sieben Prozent unter dem langjährigen Schnitt. Auch das wirkt sich mit 16 Millionen Euro negativ auf das Konzernergebnis aus.
Die Tatsache, dass das Sparprogramm und die Beteiligungsbereinigungen das Ergebnis mit 48 Millionen Euro stützen, half der Aktie nach der Gewinnwarnung nichts mehr. Das Papier schmierte um bis zu vier Prozent ab. (auer)