Israel werde seine Mission zu Ende bringen, kündigt Regierungschef Netanjahu an. 16.000 weitere Reservisten wurden mobilisiert. Israels längster Militäreinsatz seit 2006 löst Aufschrei der Vereinten Nationen aus.
Gaza-Stadt/Wien. Die Vorwürfe wiegen schwer. Israel würde das Völkerrecht „vorsätzlich missachten“, sagte am Donnerstag UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay. Es gebe ein „Muster“, wonach Wohnhäuser, Schulen, Kliniken und UN-Einrichtungen angegriffen würden. „Das scheint mir alles kein Zufall zu sein“, so Pillay. „Straflosigkeit“ für die Verantwortlichen könne daher nicht akzeptiert werden. Schon am Vortag nannte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon den Angriff auf eine UN-Schule in Jabalija mit 16 Toten „unverzeihlich“.
Auch der engste Verbündete Israels, die US-Regierung, verurteilte den Beschuss. Zugleich gaben die USA der Hamas eine Mitverantwortung an dem Tod der Zivilisten in der UN-Schule. Die radikale Palästinenserbewegung soll in mindestens drei Schulen Waffen versteckt haben – womit Israel die Angriffe rechtfertigt.
Die USA fordern nun wie die Vereinten Nationen alle Seiten zu einer sofortigen und bedingungslosen Waffenruhe auf.
Noch prallt der internationale Aufschrei an Israels Regierungschef, Benjamin Netanjahu, ab. Am Donnerstag kündigte er eine Fortsetzung von Israels längstem Krieg seit 2006 an – damals im Libanon.
Alle Tunnel der radikalislamischen Hamas müssten zerstört werden, so Netanjahu. „Wir sind entschlossen, unsere Arbeit zu Ende zu bringen. Mit oder ohne Waffenruhe“, erklärte Israels Regierungschef. „Einige Tage“ würde das noch dauern, behauptete General Sami Turgeman. Israels Führung dürfte dabei eine breite Mehrheit der Bevölkerung hinter sich scharen, wie mehrere Umfragen nahelegen – trotz der bisher 56 getöteten israelischen Soldaten, ein für Israel sehr hoher Preis.
Neuer Angriff auf Schule
Für die seit mehr als drei Wochen andauernde Gaza-Offensive wurden nun nach Militärangaben 16.000 weitere israelische Reservisten mobilisiert. Sie sollen einen Teil der jetzt im Einsatz stehenden Soldaten ablösen.
Am Donnerstag wurde Berichten zufolge eine weitere UN-Schule in Jabalija beschossen. Dieses Mal soll es 15 Verletzte geben. Zugleich flogen wieder Raketen aus dem Gazastreifen Richtung Israel. Nach Angaben aus Jerusalem wurden seit Beginn der Gaza-Offensive 2700 Geschosse abgefeuert.
Doch die radikale Palästinenserbewegung würde zugleich die große Zahl ihrer getöteten Kämpfer verbergen, behauptete Israels Verteidigungsminister, Moshe Yaalon: „Die Hamas zahlt einen sehr hohen Preis.“
Auch das palästinensische Gesundheitsministerium zog am Donnerstag eine Zwischenbilanz der Opfer. Demnach seien bereits mehr als 1360 Tote im Gazastreifen zu verzeichnen. Darunter 58 ältere Menschen, 166 Frauen und 315 Kinder. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2014)