Champions League: „Und jetzt kann kommen, wer will“

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Salzburg wirkt nach dem Einzug ins Qualifikations-Play-off der Champions League befreit. Adi Hütter wähnt seine Mannschaft für den finalen Schritt bereit. Die Chancenverwertung ist der größte Makel.

Salzburg. Der Applaus von 20.000 Zuschauern wollte kein Ende nehmen, auf dem Rasen feierten Spieler und Trainer. Von dem Gegner, etwaigen Problemen und der Angst vor dem Scheitern war längst keine Rede mehr – Salzburg steht nach einem 2:0 gegen Karabach Agdam zum fünften Mal in der Red-Bull-Ära im Finale der Champions-League-Qualifikation. Und diesmal ist die Chance größer denn je – die finale Hürde ist nicht mehr so hoch wie noch 2006 mit Valencia oder 2007 mit Schachtar Donezk. Die möglichen Gegner im Play-off um den erstmaligen Einzug in die Gruppenphase heißen Maribor, Legia Warschau, Slovan Bratislava, Malmö FF und Aalborg BK. Die Auslosung erfolgt heute ab zwölf Uhr (Eurosport, live) in Nyon.

Trotz aller Euphorie wollte Trainer Adi Hütter noch nicht zu sicher wirken. Das Verlangen nach der Champions League sei in Salzburg enorm, schließlich zeigten es Rapid 2005 und Austria in der vergangenen Saison vor, der Wunsch nach klingenden Namen und Weltstars in Salzburg ist groß. Es fehlen aber noch zwei Spiele, die Gewissheit ist noch nicht gegeben und der erneute Abstieg in die am Mittwoch jedenfalls fixierte Europa League weiterhin möglich. „Ich hoffe, dass wir einen Gegner ziehen, gegen den wir auch in die Gruppenphase einziehen können“, sagt Hütter. „Sobald wir ihn kennen, werden wir uns mit ihm ausführlich beschäftigen.“

Hütters Erinnerungen an Barić

Der wohl unangenehmste Kontrahent, schenkt man zumindest Emotionen und aktueller Papierform Glauben, scheint Legia Warschau zu sein. Polens Meister hatte in der dritten Qualifikationsrunde immerhin Celtic Glasgow mit 4:1 und 2:0 vorgeführt. Aalborg setzte sich gegen Dinamo Zagreb mit 2:1 durch, Malmö rettete beim 2:0 gegen Sparta Prag die Auswärtstorregel (4:4). Slovan Bratislava mühte sich gegen Tiraspol (2:1), Maribor schaltete Maccabi Tel Aviv (gesamt 3:2) aus. Leicht, damit hat Hütter recht, werde es trotzdem nicht.

Das Selbstvertrauen der Salzburger ist jedenfalls groß. Die Bullen wähnen sich nach der Zitterpartie gegen Karabach gestärkt. „Und jetzt glaube ich, dass in der nächsten Runde kommen kann, wer will. Wir werden auch die packen“, versprach Innenverteidiger Martin Hinteregger, der die 1:2-Hypothek aus dem Hinspiel in Baku mit beiden Toren im Alleingang wettgemacht hatte. „Jetzt glaube ich, dass wir bereit für die Champions League sind.“

Hütter vernahm diese Aussage mit einem Lächeln im Gesicht, es wurden Erinnerungen an alte, lang vergangene Zeiten wach. 1994 spielte Austria Salzburg in der Königsklasse mit. Hütter war dabei, es war der letzte große Auftritt der Truppe von Trainer Otto Barić, er sagt: „Es hat mich vieles daran erinnert, wie es vor 20 Jahren war“, in der Gegenwart aber muss er Richtung, Taktik und System vorgeben. Das macht alles nicht leichter, eher verstehe er nun, wie Barić damals gelitten haben muss. Der Druck sei enorm, er lasse nicht nach – selbst Stunden nach dem Abpfiff nicht.

So laut der Jubel auch aufheulte, es gab für Hütter trotzdem Anlass zur Kritik. Die Chancenverwertung war höchst mangelhaft, nur die Tatsache, dass beide Treffer nach geübten Standardsituationen – in beiden Fällen waren es Eckbälle – fielen, fand Anklang. Daran müsse man feilen, der 44-Jährige pochte auf die letzte Konsequenz beim Torschuss. Aber auch in diesem Punkt ist man in Salzburg längst vorgewarnt. Im Vorjahr wurden gegen Basel Topchancen sonder Zahl vergeben, ehe das Aus Wirklichkeit wurde.

Generell will Hütter aber, dass seine Mannschaft auch auf höchster Ebene ihrer Linie treu bleibt, sprich mit Angriffspressing weit in des Gegners Hälfte Druck ausübt. „Bei uns gibt es eine klare Philosophie, und die ist, den Gegner anzupressen und offensiv zu verteidigen“, sagt der Vorarlberger. „Natürlich haben wir aber auch einen Plan B, den wir gegebenenfalls nutzen können.“

„Seit wir diesen Weg 2012 eingeschlagen haben, arbeiten wir auf dieses Ziel hin. Wir wollen in die Champions League – mit dieser Mannschaft, die wir jetzt haben“, betont Spielmacher Kevin Kampl. „Ich glaube, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir sind so nah dran wie noch nie. Jetzt müssen wir alles daransetzen, dass wir es auch schaffen.“ Es werden die wichtigsten 180 Minuten der Klubgeschichte. (fin)

AUF EINEN BLICK

Fußballmeister Salzburg steht im Qualifikations-Play-off zur Champions League, gewann das Rückspiel gegen Agdam mit 2:0 (Gesamtscore: 3:2.)
Die möglichen Gegner im Play-off um den erstmaligen Einzug in die Gruppenphase heißen Maribor, Legia Warschau, Slovan Bratislava, Malmö FF und Aalborg. Die Auslosung erfolgt heute um zwölf Uhr (Eurosport, live) in Nyon.
Martin Hinteregger schoss beide Tore, er sagt: „Jetzt kann kommen, wer will.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2014)

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